Für Anna Chudozilov (40) wird die Corona-Krise ein teurer Spass: Die zweifache Mutter lebt mit ihrem Partner in Luzern, beide sind derzeit im Homeoffice und betreuen die Kinder selbst. Die Kinderkrippen in der Schweiz sind aber teils geöffnet, sie müssen also weiter bezahlt werden. «Wir Familien müssen jetzt selbst schauen, wie wir uns organisieren, und trotzdem weiterzahlen. Das macht mich wütend», sagte sie zu BLICK.
Wie Chudozilov geht es derzeit vielen erwerbstätigen Eltern in diesem Land. Denn bei der ausserfamiliären Kinderbetreuung herrscht ein eigentliches Kita-Chaos. Während die Schulen landesweit geschlossen sind, hat der Bund die Kantone dazu verpflichtet, ein Betreuungsangebot für Kinder aufrecht zu erhalten, die nicht privat betreut werden können.
Bund schnürt Hilfspaket
Doch die Kantone setzen diesen Auftrag höchst unterschiedlich um, wie eine Auswertung der Gewerkschaft VPOD zeigt. In verschiedenen Kantonen wird nur eine minimale Notbetreuung angeboten, teils nur für Kinder, deren Eltern im Pandemie-Einsatz sind, zum Beispiel das Gesundheitspersonal. Anderorts sind die Kitas grundsätzlich offen.
«Die Kantone setzen die Vorgaben uneinheitlich um – mit unklaren Kostenfolgen für Eltern und Kitas», kritisiert VPOD-Zentralsekretärin Natascha Wey (37). In einem offenen Brief an die kantonalen Sozialdirektoren sowie das Bundesamt für Sozialversicherungen verlangt die Gewerkschaft, das sich Bund und Kantone finanziell stärker für die Betreuungsstätten engagieren – indem sie zum Beispiel Elternbeiträge übernehmen sowie Subventionen, Defizitgarantien oder A-fonds-perdu-Beiträge sprechen.
Eine Forderung, die nun offenbar auf Gehör stösst, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Laut dem Bericht plant der Bund ein 300 bis 600 Millionen Franken schweres Hilfspaket für die familienergänzende Kinderbetreuung. Krippen sollen eine Ausfallentschädigung erhalten, und zwar für jene Kinder, die wegen des Coronavirus nicht mehr in die Kita kommen. Im Gegenzug sollen die Eltern keine Beiträge mehr für Kinder zahlen müssen, die sie gar nicht in die Krippe schicken. Voraussichtlich am Freitag entscheidet der Bundesrat darüber.
Nur noch Vierer-Gruppen
«Endlich kommt Bewegung in die Sache», freut sich Wey. Doch nicht nur auf der finanziellen Ebene sieht sie Handlungsbedarf. Das Personal in den Betreuungseinrichtungen sei auch in gesundheitlicher Hinsicht verunsichert, so Wey. «Die vom Bundesrat vorgegebenen Schutzbestimmungen sind in Kinderkrippen nicht einhaltbar, man kann kleine Kinder nicht aus zwei Metern Distanz betreuen und ist daher einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt.»
Hier müssten Bund und Kantone für weitere Klarheit sorgen. «In den Kitas soll schweizweit eine minimale Notbetreuung gelten», so Wey. Dazu müssten zum Beispiel auch die maximalen Gruppengrössen verkleinert werden.
Wey verweist auf einen Vorschlag der Kinderbetreuerinnen-Gruppe «Trotzphase»: Pro Standort dürfte nur eine Kindergruppe von maximal vier Plätzen angeboten werden, die von mindestens einer ausgebildeten Fachperson betreut wird. Eine zweite Gruppe pro Standort dürfte nur geführt werden, wenn strikte Massnahmen zum Gesundheitsschutz eingehalten würden.
Kita-Personal besser schützen
Den Schutz will der VPOD für das Kita-Personal ausdehnen. «Nicht nur Risikopersonen nach Vorgaben des Bundes, sondern alle Personen über 60 sowie Schwangere müssen zu vollem Lohn sofort freigestellt werden», so Wey.
Sie fordert Bund und Kantone auf, möglichst rasch einen runden Tisch zusammen mit den Sozialpartnern einzuberufen. Wey: «Wir müssen die Herausforderungen im vorschulischen Kinderbetreuungsbereich jetzt gemeinsam anpacken.»
«Homeschooling und Homeoffice sind nicht vereinbar»
Auch vonseiten der SP-Frauen werden zahlreiche Forderungen laut. Sie machen ihrem eigenen Bundesrat Alain Berset (47) Dampf. Die öffentliche Hand müsse nun einspringen und die Betriebskosten der Kitas übernehmen. Zudem sei die Vorstellung, dass Familien daheim arbeiten und gleichzeitig auf die Kinder aufpassen können, «unmöglich und realitätsfremd».
«Homeschooling und Homeoffice sind nicht vereinbar», sagt Tamara Funiciello, Co-Präsidentin der SP Frauen Schweiz. Sie fordert unter anderem, dass Betreuungsarbeit der Arbeitszeit angerechnet wird. So, wie dass in einigen Firmen bereits getan wird.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Bei der Corona-Pandemie herrscht Verwirrung bezüglich der Begriffe. Dabei geraten diese drei Bezeichnungen immer wieder durcheinander:
- Coronavirus:
Coronaviren sind eine Virenfamilie. Diese können sowohl Tiere als auch Menschen befallen und unterschiedliche Symptome auslösen. Corona (dt. Krone) bezieht sich auf ihre kronenartigen Fortsätze. - Sars-Cov-2:
Im Januar 2020 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan ein neues Coronavirus identifiziert. Sars-Cov steht für Severe acute respiratory syndrome coronavirus (dt. schweres akutes Atemwegssyndrom-Coronavirus). Da es zur gleichen Art wie das Coronavirus in der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003 gehört, erhielt es die Nummer 2. - Covid-19:
Das Sars-Cov-2 löst in bestimmten Fällen eine Atemwegserkrankung aus. Diese wird als Covid-19 bezeichnet, also Coronavirus disease (dt. Coronavirus-Krankheit). Die Zahl 19 bezieht sich auf das Jahr 2019, indem die Krankheit zum ersten Mal diagnostiziert wurde. Zu den Symptomen gehören schwere Lungenentzündungen.
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