«Auf der Grundlage unserer Messungen schätzen wir, dass zwischen 10'000 und 50'000 Tonnen Methan in gelöster Form im Meer verblieben sind», sagte Katarina Abrahamsson von der Universität Göteborg. Das entspreche je nach berücksichtigter Schätzung 27 bis 86 Prozent der insgesamt freigesetzten Menge.
Ein Teil des Methans sei von Bakterien aufgenommen worden, die das Gas verwerten, hiess es. Methan ist demnach auch sonst im Wasser vorhanden, es entsteht bei der Zersetzung von organischem Material in den Bodensedimenten. Noch lasse sich nicht sagen, welche Auswirkungen die erhöhten Methan-Werte auf die Lebewesen in der südlichen Ostsee hatten. Untersuchungen dazu liefen noch.
Im September 2022 hatte es Explosionen an den Nord-Stream-Gasleitungen gegeben, die von Russland nach Deutschland führen. Aus mehreren Lecks waren tagelang grosse Mengen Gas ausgetreten. Es handelte sich Experten zufolge um den bisher grössten dokumentierten Methan-Ausstoss in der Geschichte der Menschheit. Das aus der Pipeline austretende Gas bildete einen etwa 900 Meter breiten Blasenteppich an der Wasseroberfläche, Messungen zeigten daraufhin erhöhte Methan-Werte in der Atmosphäre.
Eine Ende 2022 vorgestellte Analyse chinesischer Forscher hatte ergeben, dass die Freisetzung kaum negative Wirkung auf das Klima haben dürfte. Sie schätzten die in die Atmosphäre freigesetzte Menge damals auf 220'000 Tonnen. Allein die globale Öl- und Gas-Industrie habe im Zeitraum zwischen 2008 und 2017 jährlich bis zu 70 Millionen Tonnen Methan ausgestossen, erläuterte das Team im Fachmagazin «Advances in Atmospheric Sciences». Das aus den Pipelines entwichene Gas mache also nur einen Tag der jährlichen Emissionen des Sektors aus, womit sich eine kaum messbare Auswirkung auf das Klima ergebe.
Methan ist nach Kohlendioxid (CO2) das zweitwichtigste Treibhausgas, seit Beginn der industriellen Revolution hat es nach Schätzungen zu etwa 30 Prozent zur Klimaerwärmung beigetragen. Es ist ein sehr wirksames Treibhausgas: Auf 20 Jahre gerechnet ist es rund 85 Mal so klimawirksam wie CO2. Etwa 60 Prozent des Methans in der Atmosphäre gehen auf menschlichen Einfluss zurück. Etwa 40 Prozent dieser Emissionen entstehen der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge in der Energiewirtschaft.
Während CO2 hunderte oder mehr Jahre in der Atmosphäre bleibt, baut sich Methan nach etwa zwölf Jahren langsam ab.