Meilenweit entfernt von 6,2 Millionen Franken
Grundeinkommens-Experiment droht an Finanzierung zu scheitern

Dass 2019 in Rheinau ZH ein Grundeinkommens-Experiment durchgeführt wird, ist äusserst unwahrscheinlich. Denn das Ziel, 6,2 Millionen Franken zu sammeln, dürfte deutlich verfehlt werden. Die Initiantin gibt sich aber noch nicht geschlagen.
Publiziert: 10.11.2018 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 23:48 Uhr
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Das Experiment mit dem bedingungslosen Grundeinkommen in Rheinau ZH droht an der Finanzierung zu scheitern.
Foto: KEYSTONE
Julien Duc

6,2 Millionen Franken kostet das Experiment mit dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) in der Zürcher Gemeinde Rheinau (BLICK berichtete). 50 Tage und bis zum 4. Dezember läuft das Crowdfunding auf der Sammelplattform Wemakeit. Der Stand nach 25 Sammeltagen ist alles anders als verheissungsvoll. Rund 131'000 Franken zeigt der momentane Kontostand an. Initiantin Rebecca Panian zieht gegenüber BLICK unverblümt Bilanz: «Es läuft überhaupt nicht gut.»

Das Experiment droht an der Finanzierung zu scheitern. Denn auch die Suche nach privaten Investoren verläuft harzig. «Ich habe schon einige gute Gespräche mit potenziellen Geldgebern geführt. Konkrete Summen wurden uns aber noch nicht in Aussicht gestellt», gesteht Panian. Die Filmemacherin lässt sich dadurch aber nicht entmutigen: «Wir werden alle Hebel in Gang setzen, um den Versuch wie geplant durchzuführen.»

«Es wäre schade, jetzt alles einzustampfen»

Panian hätte darum keine Mühe mehr damit, würde das Projekt am Schluss von einem einzigen oder ein paar wenigen grossen Financiers gerettet werden. Dies, obwohl sie immer betonte, dass es ein Experiment für die Allgemeinheit ist und deshalb idealerweise auch von der Allgemeinheit getragen sein soll. «Die Idee, dass jeder, der damals Ja gestimmt hat, in das Projekt investiert, scheint nicht zu fruchten. Ich frage mich, wieso», sagt Panian enttäuscht.

Sie spricht die Volksinitiative an, die 2016 an der Urne scheiterte und zum Ziel hatte, ein BGE schweizweit einzuführen. «Bei 500'000 Ja-Stimmen bräuchte es 12 Franken pro Person, um 6 Millionen zusammenzukriegen. Ist das wirklich zu viel für die eigene Zukunft?», hadert sie.

Interesse aus dem Ausland

So schliesst die Initiantin auch eine zweite Finanzierungsrunde nicht mehr aus, sollten die 6,2 Million bis am 4. Dezember nicht zusammenkommen. «Wir würden dann mit den Rheinauer den Dialog aufnehmen und das weitere Vorgehen besprechen. Es wäre schade, jetzt alles einzustampfen.»

Panian ist von der Strahlkraft des «mutigen Projekts» überzeugt. Ein portugiesischer Forscher habe sich bei ihr gemeldet, der in seiner Heimat ein ähnliches Projekt durchführen möchte. Und sogar die New York Times habe Panian angeschrieben und Interesse am BGE-Experiment bekundet: «Das bestärkt mich darin, dass unser Versuch viel bewegen könnte – weltweit.»

Chance, über Alternativen nachzudenken

Gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Wandels, wo Arbeitsplätze durch die Digitalisierung verschwinden, sei es notwendig, über Alternativen nachzudenken. «Wer weiss schon, wie die Welt in 40 Jahren aussieht? Wie soll künftig das lohnbasierte Sozialsystem finanziert werden, wenn immer weniger ein Einkommen haben?», fragt Panian rhetorisch. «Wir müssen den Mut aufbringen, neue Ideen zu testen. Unser Versuch bietet dazu eine wunderbare Möglichkeit. Packen wir die Chance! Sie ist wirklich zum Greifen nah.»

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