Die Kantone gehen in der Corona-Krise weiterhin sehr unterschiedlich vor. Der Zürcher Regierungsrat hat die Maskenpflicht in Einkaufsläden und weitere Massnahmen bis Ende Oktober verlängert, wie Regierungspräsidentin Silvia Steiner (62, CVP) am Donnerstag vor den Medien sagte.
Der Kanton Zürich bleibt damit bis auf weiteres einer der wenigen Deutschschweizer Kantone mit Maskenpflicht in den Läden. So will etwa der Kanton Bern trotz steigender Fallzahlen vorerst weiter darauf verzichten.
Der KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich (KGV) äusserte sich in einer Stellungnahme enttäuscht über den Entscheid und wirft der Regierung übervorsichtiges Handeln vor. Der KGV hat den Regierungsrat zuvor aufgefordert, auf die generelle Maskenpflicht in Einkaufsläden zu verzichten.
Zürcher Regierung ist zufrieden
Die Ende August eingeführten Massnahmen hätten Wirkung gezeigt, auch wenn man nicht genau sagen könne, welche Massnahme sich wie genau ausgewirkt habe, sagte Steiner. Die Covid-19-Fallzahlen im Kanton hätten sich stabilisiert. Die Lage bleibe aber labil, die Krise sei nicht ausgestanden.
Für Gastronomiebetriebe, Bars und Clubs, in denen die Gäste nicht ausschliesslich im Sitzen konsumieren, werden die Schutzmassnahmen dennoch leicht gelockert. Die aktuelle Beschränkung auf 100 Personen in Innenräumen wird auf 300 Personen erhöht. Dies allerdings nur, wenn Gesichtsmasken getragen werden.
Freier müssten Kontaktdaten angeben
Neu müssen im Prostitutionsgewerbe Kontaktdaten von Freiern erhoben und verifiziert werden. Der Regierungsrat begründet diese Massnahme mit Fällen aus der Stadt Zürich. Wegen mangelhafter Kontaktlisten hätten Freier nicht kontaktiert werden können. So sei das Contact Tracing nicht gewährleistet gewesen.
Die Corona-Schutzmassnahmen im Milieu sind auch Thema eines Vorstosses im Zürcher Kantonsrat, der an der Sitzung vom nächsten Montag behandelt wird.
Neues Merkblatt für Schulen
Bildungsdirektorin Steiner äusserte sich an der Medienkonferenz auch zur Situation an den Zürcher Schulen. Covid-19-Infektionen bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen würden nach wie vor nur vereinzelt auftreten.
Um Eltern und Lehrpersonen den Umgang mit erkälteten Schülerinnen und Schülern zu erleichtern, erarbeite der Kanton derzeit mit Kinderärzten und dem Bundesamt für Gesundheit ein Merkblatt. Dort soll im Detail erläutert werden, wann ein Kind zur Schule soll und wann nicht, und welches das richtige Vorgehen ist.
Bern führt Maskenpflicht für Grossanlässe ein
Im Kampf gegen steigende Coronazahlen führt der Kanton Bern seinerseits die Maskenpflicht für Grossveranstaltungen ab 1000 Personen ein. Das gab Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (58, SVP) am Donnerstag vor den Medien bekannt. Der Regierungsrat verabschiedete eine entsprechende Verordnung.
Die Massnahme soll dazu führen, dass der Kanton Grossanlässe bewilligen kann. Nur wenn konsequent Masken getragen würden, könne die Anzahl übergeordneter Quarantänen stark reduziert werden. Nur wenn konsequent Masken getragen würden, könne die Anzahl angeordneter Quarantänen stark reduziert werden. So könne man das Contact Tracing «ein bisschen schonen», sagte Schnegg. Einzelne Veranstalter von Grossanlässen haben die Maskentragpflicht schon zuvor in Eigenregie angeordnet, beispielsweise der Fussballklub YB.
Noch nicht einführen will der Kanton Bern die Maskenpflicht in Läden. Das könne man bei Bedarf aber schnell ändern, sagte Schnegg: «Wir haben eine entsprechende Verordnung vorbereitet und verfolgen die weitere Entwicklung.»
Drive-In Testzentrum wird wiedereröffnet
Wie die Berner Regierung weiter bekanntgab, wird das Drive-In Testzentrum auf dem Bernexpo-Gelände Anfang Oktober wiedereröffnet. Der Kanton Bern weist seit einigen Wochen steigende Fallzahlen auf.
Im Kanton Bern haben sich zuletzt viele Menschen im Familienkreis, an privaten Festen und bei der Arbeit angesteckt. Gesundheitsdirektor Schnegg rief die Bevölkerung deshalb dazu auf, die Verhaltens- und Hygieneregeln wieder konsequent anzuwenden.
Am Arbeitsplatz und auch in den Pausen solle eine Maske getragen werden, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden könne. Kantonsärztin Linda Nartey ergänzte, die Arbeitgeber sollten wieder vermehrt Home Office ermöglichen. (lha/dba)
Wie viele Corona-Neuinfektionen gibt es in der Schweiz? Die täglichen Fallzahlen des BAG gibt es laufend im Statistik-Ticker auf BLICK.
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Medienkonferenz Zürich 24.07.2020