Beim Besuch im Kanton Tessin ist Gesundheitsminister Alain Berset (48) voll des Lobes. Das Tessin spiele «eine Pionierrolle» in der Corona-Krise, sagt er beim Auftritt mit Regierungspräsident Norman Gobbi vor den Medien. «Der Bundesrat hat durch den intensiven Austausch mit dem Tessin während der ersten Welle sehr viel gelernt.»
Die beiden ersten Wellen dieser Pandemie seien kaum miteinander vergleichbar, so Berset weiter Diesen Herbst sei nichts mehr von dem noch im Sommer spürbaren Optimismus vorhanden. Es stehe nun ein langer Winter bevor.
Nicht genügend Tests
Die Bevölkerung müsse daran erinnert werden, dass sie es in der Hand habe. Berset macht insbesondere die rückläufige Zahl durchgeführter Tests Sorgen. «Es lassen sich nicht genügend Leute testen!», stellt er fest.
Es scheine, als würden nicht alle Personen, die Symptome aufweisen, zu einem Arzt, in eine Apotheke oder ein Testzentrum gehen. Deshalb solle man nicht zögern: «Alle, die Symptome haben, lassen Sie sich testen!» Es seien genügend Tests vorhanden.
Das Infektionsniveau habe sich zwar stabilisiert, jedoch auf « sehr hohem Niveau» und die Situation bleibe ernst. Das Problem seien nicht in der erster Linie die Plätze auf den Intensivstationen, sondern das Personal. Es gebe zu wenig Personal und die Arbeit auf den Intensivstationen sei für die Mitarbeitenden sehr streng.
Bern verlängert Massnahmen
Ähnlich klingt es auch aus Bern. Laut SVP-Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg hat sich die Lage seit dem Höhepunkt Anfang November im Kanton stabilisiert. Doch im Gesundheitswesen ist die Situation nach wie vor angespannt. Daher hat der Berner Regierungsrat die vergleichsweise strengen Massnahmen nun trotzdem verlängert: Bis am 7. Dezember bleiben Museen, Kinos und Konzertlokale geschlossen.
Auch in Bern ist die Anzahl Tests rückläufig, was Schnegg Sorgen macht. Der Kanton werde in Bälde eine Kampagne starten, mit der die Bevölkerung entsprechend sensibilisiert werden soll. 30'000 Tests könnte der Kanton pro Woche durchführen, teilweise bieten Apotheken auch die Schnelltests an, so Schnegg. «Wir haben die Kapazitäten – nutzen Sie sie!» (gbl/SDA)