«Die Lage ist kritisch»
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Berset in St. Gallen:«Die Lage ist kritisch»

Medienkonferenz mit Alain Berset in St. Gallen
«Die Lage ist kritisch»

Die Kantone sind mit dem Contact Tracing am Anschlag. Bereits ertönen erste Hilferufe an den Bund. Gesundheitsminister Alain Berset hat nur bedingt Verständnis dafür, wie er heute an einer Medienkonferenz in St. Gallen klarmachte.
Publiziert: 12.10.2020 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2020 um 20:46 Uhr
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Bundesrat Alain Berset und der St. Galler Regierungspräsident Bruno Damann an der Medienkonferenz in St. Gallen.
Foto: Keystone

Es ist ein fixer Termin in der Agenda der Bundespräsidentin oder des Bundespräsidenten: Mitte Oktober reist sie oder er jeweils nach St. Gallen, um die Olma zu eröffnen – inklusive traditionellem Foto der Magistratsperson mit einem Schweinchen auf dem Arm.

Doch dieses Jahr ist alles anders. Die grösste Publikumsmesse des Landes fällt der Corona-Pandemie zum Opfer. Nicht Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60, SP) fährt diese Woche nach St. Gallen, sondern Gesundheitsminister Alain Berset (48, SP). Statt Ferkel-Foto gabs ein Krisengespräch.

Der Bundesrat traf heute die St. Galler Regierung, «um sich ein Bild der aktuellen Pandemiebekämpfung zu machen», wie die Staatskanzlei mitteilte. In der vergangenen Woche ist die Zahl der registrierten Corona-Infektionen stark gestiegen. Die Contact-Tracing-Teams in vielen Kantonen sind am Anschlag, auch in St. Gallen. Die Auslastung sei «sehr hoch», heisst es im aktuellen Lagebulletin.

«Situation ist beunruhigend»

Die Situation sei «in der Tat beunruhigend», sagte Berset an der Medienkonferenz nach dem Treffen. «Die Lage ist kritisch, aber unter Kontrolle.» Auch die Zahl der Hospitalisierungen würde nun, zwar mit Verzögerung, wieder zunehmen. Alles in allem sei das keine gute Entwicklung.

Das Contact Tracing bleibe absolut zentral. Noch wichtiger sei es aber, möglichst viele Ansteckungen zu vermeiden. «Das A und O ist es, vorsichtig zu bleiben, Abstand zu halten und Masken zu tragen.»

«Sollten Zahlen steigen, sind wir froh um jede Hilfe»

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (57, SVP) wandte sich gestern mit einem Hilferuf an den Bund. «Vielleicht wäre es Zeit, dass der Bund uns unterstützt», sagte er in der SRF-«Tagesschau». Er würde sich beim Contact Tracing Hilfe der Armee oder des Zivilschutzes erhoffen.

Auch in St. Gallen erhofft man sich Hilfe vom Bund, sollte sich die Entwicklung der letzten Tage fortsetzen. Derzeit funktioniere das Contact Tracing noch, sagte Gesundheitsdirektor und Regierungspräsident Bruno Damann (63, CVP) an einer Medienkonferenz am Kantonsspital St. Gallen. «Sollten die Zahlen massiv steigen, wird es aber schwierig. Dann sind wir froh um jede Hilfe und würden Unterstützung vom Bund nicht ablehnen.»

Skeptisch gegenüber Armee-Einsatz

Darauf angesprochen, versicherte Berset, dass man schauen werde, was möglich sei. Er stellte aber infrage, dass Armeeangehörige oder Zivilschützer des Bundes geeignet wären, um den Kantonen unter die Arme zu greifen – und verwies darauf, dass man diese Diskussion schon einmal geführt habe.

Tatsächlich: Bereits Anfang Juli haben Exponenten aus den Kantonen die Idee aufgebracht, dass Armeeangehörige beim Rückverfolgen der Kontakte helfen könnte. Das Militär blockte ab. «Nein, wir möchten das nicht machen», zitierte «Nau.ch» damals einen Armeesprecher. Beim Contact Tracing handle es sich um Büroarbeit – kein Job für die Uniformierten. «Die Armee sollte sich um den Schutz der Bevölkerung kümmern.»

Berset gab an der Medienkonferenz in St. Gallen zudem zu bedenken, dass die Kantone schon lange wüssten, was auf sie zukomme. «Es ist seit Monaten klar, dass es beim Contact Tracing viel Kraft braucht», sagte er. «Die Zeit, sich vorzubereiten, war lange. Was letzte Woche gekommen ist, ist keine totale Überraschung.»

Besuch beim FC St. Gallen

Vor der Medienkonferenz hatte Berset gemeinsam mit Regierungspräsident Damann und Sicherheitsdirektor Fredy Fässler (61, SP) dem FC St. Gallen einen Besuch abgestattet. Berset wollte sich ein Bild davon machen, wie die Umsetzung der Schutzkonzepte an Grossveranstaltungen funktioniert. Zudem besuchte Berset das Zentrum für Labormedizin in St. Gallen – eines der Labore, das einen Grossteil der Coronatests auswertet. (lha)

Berset in St. Gallen
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