Im Migrationsbereich setzen Bund, Kantone und Gemeinden auf die Dienste privater Anbieter. Ein Platzhirsch der Branche ist die ORS Service AG. Seit die Investoren der internationalen Finanzgesellschaft Equistone im Sommer neue Chefs eingesetzt haben, bleibt in der Asylbetreuungsfirma kein Stein auf dem anderen.
Der Betrieb speist sich aus öffentlichen Geldern – im Jahr 2015 wurde ein Umsatz von 85 Millionen Franken erzielt. Das zieht private Profiteure an: Einer von ihnen ist, wie SonntagsBlick letzte Woche berichtete, die PR-Firma KMES Partner um alt Bundesrätin Ruth Metzler und ORS-Sprecher Hans Klaus. Metzler präsidiert einen neu geschaffenen Beirat von ORS.
Es gibt aber noch einen weiteren, prominenten Profiteur: das Beratungsunternehmen McKinsey. Die ORS-Spitze um CEO Jürg Rötheli stützte sich beim Umbau der Asylbetreuungsfirma auf Ratschläge des global operierenden Consulting-Riesen.
ORS sei heute näher an den Kunden
Hans Klaus bestätigt auf Anfrage die Recherchen von SonntagsBlick: «Die Beratungsfirma McKinsey hat im Auftrag von ORS den Strategieprozess und die Neustrukturierung begleitet.»
Einer der Schwerpunkte der neuen Strategie werde «künftig die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsprozess» sein.
Tatsächlich hatte ORS-Geschäftsführer Rötheli schon am 24. Oktober in einem «10 vor 10»-Beitrag auf sinkende Asylzahlen als Begründung dafür hingewiesen, dass sich das Unternehmen neu aufstellen müsse – allerdings ohne zu erwähnen, dass es am Hauptsitz in Zürich zu einer Entlassungswelle kam. Dazu sagt Klaus: «Im Rahmen der Neustrukturierung von ORS ist es zum Abbau von rund 25 Positionen am Zürcher Hauptsitz gekommen. Leider kam es dabei auch zu 18 Kündigungen.»
Er betont aber, dass die Massnahmen zum Umbau und zur Neuausrichtung aufgrund der veränderten Bedingungen im Migrationswesen nötig seien: «ORS ist heute weniger zentralisiert als früher und dafür näher an den Kunden, wo bereits wieder sechs neue Stellen geschaffen werden konnten.»
Keine Stellungsnahme der Migrationsämtern
Welche Auswirkungen die Neuerungen bei ORS auf das Verhältnis zu den kantonalen und den Bundesbehörden haben, lässt sich unschwer erahnen: Dem Vernehmen nach haben der eingeschlagene Kurs und die Personalien für starke Irritationen in Bern und anderswo gesorgt.
Ob also wirklich nur die Migrationsströme die Rationalisierung bei ORS notwendig gemacht haben oder auch das Verhalten der Behörden, bleibt offen. Offiziell will von den Migrationsämtern zu diesem Thema niemand Stellung nehmen.
Die Frage, ob der Kanton Zürich einzelne Aufträge an ORS gestoppt hat, wie aus gut unterrichteten Quellen zu vernehmen ist, liess der Sprecher von Sicherheitsdirektor Mario Fehr (SP) trotz mehrmaligem Nachfragen unbeantwortet.
Im Raum Zürich jedenfalls lauert die Konkurrenz: Der direkte Rivale von ORS im Wirtschaftskanton ist die staatliche Asylorganisation Zürich (AOZ).