BLICK: Frau Graf, das Stimmvolk hat der Fair-Food-Initiative eine Abfuhr erteilt. Sind Sie enttäuscht?
Maya Graf: Wir bedauern das Ergebnis. Es ist eine verpasste Chance, unser Ernährungssystem weiterzuentwickeln in Richtung Qualität, Nachhaltigkeit und Fairness. Und es ist auch eine verpasste Chance für die Bauern. Die Initiative hätte die Förderung einer regionalen Landwirtschaft vorgesehen und gleich lange Spiesse in Sachen Billigstimporten geschaffen.
In der ersten Trendumfrage der SRG hatten noch fast 80 Prozent Ja zu Fair Food gesagt. Wie erklären Sie sich den Absturz?
Die massive Angstkampagne von Economiesuisse und den Wirtschaftsverbänden wirkte leider und konnte Unsicherheit schüren. Zudem haben sich die Leute vielleicht auch gesagt, dass wir ja vor einem Jahr dem Verfassungsartikel für Ernährungssicherheit zugestimmt haben. In ihm wurden zwei Anliegen der Fair-Food-Initiative bereits verankert: die Förderung der nachhaltigen Entwicklung beim Handel sowie Massnahmen gegen Lebensmittelverschwendung.
Sie sprechen von einer Angstkampagne der Gegner. Wirklich bewegt hat das Thema aber nicht, wie die tiefe Stimmbeteiligung zeigt.
Das ist so. Es ist schade, dass sich sehr wenige Leute überhaupt eine Meinung gebildet haben. Denn das Thema Ernährung betrifft die Leute ja jeden Tag. Uns wird das Thema Essen und welche Auswirkungen dessen Produktion hat, ganz sicher weiter beschäftigen. Wir werden den Bundesrat beim Wort nehmen: Wenn er neue Freihandelsabkommen verhandelt, müssen Nachhaltigkeitskriterien mit einbezogen werden.