Martin Holdener tritt zur Kampfwahl ums Gemeindepräsidium an
Jetzt will der Wetterschmöcker in Schwyz für ein Gewitter sorgen

Muser-Martin greift am Sonntag den SVP-Gemeindepräsidenten von Schwyz, Xaver Schuler, an. Martin Holdener, so Musers bürgerlicher Name, ist als Muotathaler Wetterschmöcker das bekannteste Gesicht der Gegner des bürgerlichen Gemeinderats.
Publiziert: 17.04.2018 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:10 Uhr
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Wetterschmöcker Martin Holdener will Gemeindepräsident von Schwyz werden.
Foto: Thomas Meier
Pascal Tischhauser

Weil dem Bergschulhaus Haggen ein Kind fehlt, muss es geschlossen werden. Nur noch zehn statt der notwendigen elf Kinder besuchen den Unterricht im Dorf Haggenegg, das zum Kantonshauptort Schwyz gehört. Jetzt ist Schluss (BLICK berichtete). Dem Lehrer der Gesamtschule wurde bereits gekündigt.

Die Dorfbewohner haben sich mehrfach zu wehren versucht. Und sie haben eine Petition eingereicht. Das alles hat nichts geholfen. Es rumort in Haggenegg. Es braucht ein reinigendes Gewitter unten in Schwyz, damit oben im Dorf wieder Ruhe einkehren kann.

Das Donnerwetter hiesse Muser-Martin

Am Sonntag könnte es so weit sein. Das spürt Muser-Martin (56). Er muss es ja wissen. Denn Martin Holdener, wie er mit bürgerlichem Namen heisst, ist Muotathaler Wetterschmöcker. Der Bergbauer hat sich entschieden, für das Amt des Gemeindepräsidenten gegen Amtsinhaber Xaver Schuler von der SVP zu kandidieren.

Am kommenden Wahlsonntag sollen die Schulschliesser des Schwyzer Gemeinderats abgewählt werden. Die Gemeinderäte hatten sich formalistisch hinter der kantonalen Vorgabe versteckt, dass die Richtgrösse für Primarklassen von 22 Kindern nicht um mehr als 50 Prozent unterschritten werden darf.

Kommt hinzu, dass Schwyz sparen muss. Letztes Jahr hat die Gemeinde mit einem Defizit von 1,2 Millionen Franken abgeschlossen. Mit dem Aus der Schule Haggen fallen jährliche Ausgaben von fast 200'000 Franken weg.

Den Haggenegger Bauern stinkt es gewaltig

Der aus den Fernsehspots für Fondue («Chli stinke muess es») bekannte Wetterschmöcker ist einst selbst im Schulhaus Haggen unterrichtet worden. Seine Vorfahren und die Vorväter der anderen Haggenegger Bauern haben vor 80 Jahren in Fronarbeit die kleine Schule Haggen selbst aufgebaut.

Nach Ende der 60er-Jahre gab es noch über 40 Schüler im Schulhaus Haggen. Nun geht die Zahl zurück auf zehn Kinder. Und in Zukunft sinkt sie weiter. Bald müssen die Kinder darum jeden Tag aus dem Dorf mit dem Schulbus ins unterhalb von Haggenegg liegende Zentrum des Hauptorts Schwyz gefahren werden.

Die Strasse ist schmal und steil. Über 500 Höhenmeter schlängelt sie sich 4,6 Kilometer den Berg hinunter. Im Winter kommt man ohne Vierradantrieb oder Schneeketten kaum vorwärts.

Bergler wollen die SP im Schwyzer Gemeinderat

«Wir alle haben die Schule aufgebaut», sagt Holdener dem «Tages-Anzeiger». Und jetzt überfahre man die Dorfbewohner mit der Schliessung. Man nehme ihnen alles weg, erklärt er, weshalb die Schliessungsgegner politisch aktiv werden. Schliesslich hat der Wetterschmöcker selbst vier Kinder.

Letzte Woche haben die Schulschliessungs-Gegner gemeinsam mit der SP eine eigene Wahlliste erstellt. Sie empfehlen die Abwahl der bürgerlichen Gemeinderäte. Für sie politisieren die Schwyzer Bürgerlichen nicht mehr bürgernah.

Daher sei ihm, dem bürgerlich gesinnten Bergbauern, eine links-grün geprägte Regierung wie in den Städten Zürich oder Luzern lieber. «Schade, dass kein Sozi mehr im Gemeinderat sitzt», sagt der Wetterschmöcker im Artikel. «Die hätten uns sicher geholfen.»

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