Was wäre ein Weihnachtsfest in der Romandie ohne Foie gras! Die Delikatesse wird in so mancher Westschweizer Familie gerne zur Vorspeise aufgetischt. Und auch unter dem Jahr streichen sich die Romands die Gänseleber lustvoll aufs Brot.
Doch hinter der Köstlichkeit verstecken sich teils verstörende Bilder. Bevor die Fettleber nämlich auf dem Weihnachtsteller landet, erleben die Gänse und Enten furchtbare Qualen. Rund drei bis viermal täglich wird ihnen ein Metallrohr in den Hals gestopft – und ein Futterbrei in den Magen gepumpt. Dabei schwillt die Leber der Tiere massiv an, manchmal reisst sie sogar.
Produktion seit 40 Jahren verboten
Die qualvolle Produktion der Stopfleber ist in der Schweiz denn auch seit über 40 Jahren untersagt. Nun will SVP-Nationalrat und Landwirt Martin Haab (57) noch einen Schritt weitergehen: In einem Vorstoss fordert er den Bundesrat auf, auch den Import der Stopfleber zu verbieten.
«Mich stört es, dass wir Lebensmittel aus dem Ausland importieren, die den hiesigen Tierschutz-Standards nie und nimmer standhalten würden», empört sich Haab. Er selber sei zwar kein Gourmet, doch er glaubt, dass viele Schweizer sehr wohl auf die Stopfleber verzichten könnten. «Vielleicht sollten wir stattdessen wieder öfter eine gute Kalbsleber essen», empfiehlt er.
Haab ist sich bewusst, dass er mit seinem Vorschlag nicht überall auf offene Ohren stösst. «In der Romandie werde ich mir nicht besonders viele Freunde machen», gibt er zu. In der Deutschschweiz sei der Konsum der Fettleber hingegen heute schon in vielen Kreisen verpönt.
Der Fois-gras-Graben
Am Fois-gras-Graben scheiterte vor zwei Jahren auch SP-Nationalrat Matthias Aebischer (52). Als der Berner ein allgemeines Importverbot für tierquälerisch erzeugte Produkte forderte, wurde er selbst in der eigenen Partei angefeindet. Die damalige Waadtländer SP-Ständerätin Géraldine Savary (51) bezeichnete Aebischers Idee als «unverständlich». Die Foie gras sei schliesslich ein «ganz zentraler Bestandteil» der Westschweizer Küche.
Sollte Haabs Vorstoss auf dem parlamentarischen Weg keinen Erfolg haben, könnte schon bald das Volk entscheiden – zumindest wenn es nach der Tierschutzorganisation «Alliance Animal Suisse» geht. Katharina Büttiker, die als Präsidentin auch an der Ausarbeitung des Stopfleber-Vorstosses beteiligt war, sagt: «Wenn der Vorstoss abgelehnt wird, lancieren wir eine Initiative, die den Import von tierquälerischen hergestellten Produkten verbietet.»