Heisst Eveline Widmer-Schlumpfs Nachfolger Norman Gobbi? Der Lega-Staatsrat ist bereit dazu – und viele Tessiner unterstützen ihn. Dass er 2007 einen schwarzen Eishockeyspieler als «Neger» titulierte (BLICK berichtete), verzeihen ihm in der Sonnenstube die meisten.
Die italienische Schweiz wartet nämlich seit 16 Jahren auf einen Bundesrat. Darauf verweist auch CVP-Fraktionschef Filippo Lombardi und sagt: «Gobbi hat Erfahrung aus dem Nationalrat und nun als Regierungsrat bewiesen, dass er ein Departement führen und kollegial arbeiten kann.»
Kritik aus dem Heimatkanton gibt es trotzdem. Der in der Deutschschweiz als Mafia-Jäger bekannte ehemalige Staatsanwalt Paolo Bernasconi findet: «Die Kandidatur Gobbi ist eine Schande für das Tessin.»
Denn als Regierungsrat wettere er gegen Bundesbern und verhalte sich illoyal. Ständig mische er sich in Bundesangelegenheiten ein. «Gobbi vertritt Diskonkordanz statt Konkordanz», findet er.
Die SVP sieht das anders. Parteipräsident Toni Brunner erklärte den kurzfristig transferierten Lega-Politiker am Wochenende zum idealen Kandidaten. Seinen Ausrutscher im Eishockeystadion will er nicht kommentieren, der Toggenburger reagiert auf Anfrage ungehalten.
Andere Deutschschweizer Bürgerliche runzeln zwar die Stirn wegen Gobbis «Neger»-Ruf, wollen sich aber nicht dazu äussern. Keine Chance hat er im linken Spektrum. SP-Chef Christian Levrat bezeichnete ihn quasi als unwählbar. Deutlicher wird Nationalrat Cédric Wermuth: «Die Bundesratskandidaten-Posse der SVP wird zu einer Sandkasten-Auseinandersetzung auf Kindergarten-Niveau.» Durch die Portierung Gobbis habe sich die SVP «lächerlich» gemacht.