Am 8. November, dem Nationalen Zukunftstag, entdecken Mädchen und Buben der 5. bis 7. Klasse die Vielfalt der Berufswelt. Die Schüler begleiten ihre Eltern an die Arbeit oder nehmen an einem Spezialangebot teil, das verschiedene Unternehmen oder auch Bundesstellen anbieten.
Sehr erwünscht ist ein Seitenwechsel. So sollen insbesondere Mädchen in Berufsdomänen schnuppern, wo Frauen immer noch untervertreten sind. In Bundesbern setzt sich für dieses Ziel Prominenz ein – sogar aus dem Bundesrat – und mit harten Kriterien für die Bewerberinnen.
Simonetta Sommaruga will mehr Frauen in Chefetagen
Justizministerin Simonetta Sommaruga (58) nimmt sich ein paar Stunden Zeit. Zu ihr wurden Schülerinnen der 7. Klasse eingeladen, die sich speziell für Politik interessieren. «Möchtest du wissen, wie ein Arbeitstag einer Bundesrätin aussieht, was ein Generalsekretariat ist und was man im EJPD alles macht?», heisst es in der Ausschreibung. Versprochen wird ein spannender Blick hinter die Kulissen des Bundeshauses und in den hektischen Alltag einer Departementschefin.
Ausgewählt wurden ausdrücklich nur Mädchen. Sie mussten bei der Anmeldung auf der Webseite des «Nationalen Zukunftstages» schriftlich erklären, warum sie sich gerade für dieses Projekt interessieren und ob sie schon einmal andere Kinder angeführt haben – «beschreibe 1 bis 2 Beispiele».
Drei 12-Jährige haben es tatsächlich geschafft. Sommaruga empfängt sie am Donnerstagmorgen. Sie dürfen die Bundesrätin an eine Sitzung begleiten und vielleicht auch einen Blick in ihr Büro werfen.
«Für Bundesrätin Sommaruga ist es wichtig, dass es in den Chefetagen endlich mehr Frauen gibt. Sie will die Mädchen deshalb motivieren, später einmal Führungsverantwortung zu übernehmen», sagt ihre Sprecherin Michaela Kozelka zum Programm.
Ausdrücklich Chefinnen gesucht
Auch Nicoletta della Valle (55), die Direktorin der Bundespolizei (Fedpol), lädt künftige «Chefinnen» ein. Schülerinnen, die sich dafür interessieren, wie man Terrorismus bekämpft, bei Cybercrime ermittelt oder Geldwäscherei aufdeckt, mussten ebenfalls ihre «Führungserfahrungen» aufzeigen.
Mädchen, die finden, sie seien genauso stark wie Buben, durften sich bei Sylvie Durrer (58), Direktorin des Eidgenössischen Büros für Gleichstellung, melden. «Schockiert es dich, dass auch in der Schweiz viele Frauen und Kinder unter häuslicher Gewalt leiden? Regst du dich über sexuelle Belästigung auf?», sind weitere Fragen, die sich die Bewerberinnen stellen mussten.
Lockerer geht es da bei Catherine Chammartin (39), Direktorin des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum, zu und her. Sie lässt sich neugierige Mädchen einfach über die Schulter schauen und lädt sie zum Zmittag ein.
Die ganz Diskussionsfreudigen sind zudem bei Regula Rytz (56), Präsidentin der Grünen Schweiz, willkommen. Die Berner Nationalrätin widmet sich Schülerinnen und politischen Themen, die ihnen unter den Nägeln brennen, und führt sie durchs Bundeshaus.
Kinder, die nicht mitmachen, geniessen einen Projekttag
Klar, in anderen Unternehmen werden Buben bevorzugt. Unzählige öffentliche Institutionen und Unternehmen führen am Donnerstag spezielle Programme durch und laden Schülerinnen und Schüler ein, untypische Arbeitsbereiche zu entdecken. Den Nationalen Zukunftstag, der früher ein «Tochtertag» war, gibt es in der Schweiz seit 2001.
Die Jugendlichen, die daran teilnehmen, sind vom Unterricht dispensiert. Alle anderen geniessen meistens einen speziellen Projekttag an der Schule.