BLICK: Sie bringen Kokain und Falschgeld ins Bundeshaus und liefern dazu abenteuerliche Erklärungen ab. Herr Stamm, ist alles in Ordnung mit Ihnen?
Luzi Stamm: (Lacht) Sehen Sie, es ist wie im Sport. Ich kenne das aus meiner Zeit als Vizepräsident beim ZSC.
Was?
Wollten die Spieler einen anderen loswerden, haben sie ihn krankgeredet. Ich sagte dann: Bringt ihn her, ich will ihn mir anschauen! Das habe ich auch meiner Frau gesagt: Sieh mich an, Steffi! Es gibt null Probleme, ich bin gesund.
Wie geht es Ihrer Familie?
Sie leidet am meisten unter der jetzigen Situation. Darum war mir das Gespräch mit meiner Frau am allerwichtigsten.
Haben Sie auch mit Ihren Parteikollegen geredet?
Thomas Burgherr, Präsident der Aargauer SVP, und SVP-Präsident Albert Rösti kamen auf mich zu. Rösti fragte mich im Bundeshaus, ob ich einen Moment Zeit habe. «Was ist los?», wollte er wissen. Wir haben dann im Bundesratszimmer 35 Minuten miteinander gesprochen.
Mit welchem Ergebnis?
Ich habe gesagt, dass ich realisiere, was ich diese Woche ausgelöst habe – aber auch, was meine Anliegen seien. Am Schluss zeigte Albert Rösti Verständnis für mich.
Sie sind mit ihm im Reinen?
Mit Albert Rösti schon. Aber es spricht Bände, dass gewisse Kollegen mich vor laufender Kamera als verwirrt bezeichnen, ohne mit mir ein Wort gesprochen zu haben.
Sie sprechen auf Ihren SVP-Kollegen Andreas Glarner an.
Ich nenne keine Namen.
Feind, Todfeind, Parteifreund.
Die ganze Geschichte hat immerhin einen Vorteil: Ich weiss jetzt, wer meine Todfeinde sind.
Jetzt haben Sie auch noch Probleme mit der Justiz!
Ich habe soeben die Berner Polizei angerufen und mitgeteilt, dass ich vollumfänglich zur Verfügung stehe. Kommt der Befehl «Stamm nach Bern!», werde ich dem selbstverständlich nachkommen. Ich habe bereits ein Haar von mir aufgeklebt, falls die Behörde eine Haarprobe braucht.
2017 wurden Sie als Präsident der fürs Justizdepartement zuständigen GPK-Subkommission abgesetzt. Wie haben Sie das erlebt?
Man hat mich damals darum gebeten und begründete dies damit, es sei Usus, dass der GPK-Präsident nach seinem Abtritt eine Subkommission präsidieren werde. Ich erbat mir 24 Stunden Bedenkzeit und kam zum Schluss, dass mir das gerade recht kommt: Ich wollte mich sowieso lieber auf ein Buchprojekt und meine politischen Themen fokussieren – allen voran das Asylwesen.
Sie nehmen vorerst eine Auszeit. Werden Sie noch mit Ihrer Fraktion reden?
Ich werde keine Erklärungen abgeben. Ich führe aber Vieraugengespräche mit jedem, der auf mich zukommt.
Wollen Sie im Herbst nochmals als Nationalrat kandidieren?
Dieser Entscheid ist noch offen. Aber ob innerhalb oder ausserhalb der Politik, ob innerhalb oder ausserhalb der SVP: Ich werde weiterhin da sein.