Lukas Hartmann (69) mischt sich in die Politik der Bundesrätin ein
Sommarugas Mann bricht ein Tabu!

Seine Grossmutter war ein Verdingkind. Deshalb setzt sich Lukas Hartmann für die Volksinitiative zur Wiedergutmachung ein. Trotz politischer Zurückhaltung kann er bei diesem Thema nicht schweigen.
Publiziert: 12.06.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:50 Uhr
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Einer Meinung: Simonetta Sommaruga und ihr Ehemann Lukas Hartmann.
Foto: Keystone
Von Christof Vuille

Die Vergangenheit der Verdingkinder beschäftigt die Politik – auch Justizministerin Simonetta Sommaruga (SP). Sie hat sich bei Opfern entschuldigt. Und an einem runden Tisch spricht der Bund mit Betroffenen. Gleichzeitig sammelt ein Komitee Unterschriften für eine Volksinitiative zur Wiedergutmachung (siehe Box). Und diese erhält prominenten Support. Besonders ins Auge sticht der Name Lukas Hartmann.

Der renommierte Schriftsteller ist nämlich Sommarugas Ehemann. Um ihr nicht zu schaden, hat er sich seit ihrem Amtsantritt mit politischen Äusserungen zurückgehalten. «Zu diesem Aspekt der schweizerischen Geschichte kann ich aber nicht schweigen», erklärt Hartmann BLICK. Denn er hat in seinem engsten Umfeld Erfahrungen mit der Thematik gemacht: «Meine Grossmutter und ein guter Freund von mir waren selbst Verdingkinder. So kenne ich das Leid dieser Menschen aus erster Hand.» Nun sei es an der Zeit, das dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte aufzuarbeiten.

Er ist bei weitem nicht der einzige prominente Kulturschaffende der nun aufs Spielfeld tritt. Im Unterstützerkomitee finden sich die Namen der Schriftsteller Pedro Lenz, Franz Hohler und Adolf Muschg. Auch dabei sind Sänger Endo Anaconda und Clown Dimitri. Ebenfalls gross ist der Support in der Politik. Nationalräte aus fast allen Parteien sind im Team.

Noch keine Stellung bezogen zur Initiative hat der Bundesrat. Zuständig ist SP-Bundesrätin Sommaruga. Nicht ausgeschlossen also, dass sie in der Öffentlichkeit eine ablehnende Haltung des Bundesrats vertreten muss – und sich so gegen ihren Partner stellen müsste. «Ich habe das Engagement mit meiner Frau abgesprochen. Für sie ist es aufgrund meiner Biografie selbstverständlich, dass ich mich hier engagieren kann», sagt Hartmann. Ihm sei sehr wichtig zu betonen, dass er nicht das Sprachrohr seiner Frau sei. Die Unterstützung liefere er als Schriftsteller.

Und das kann er auch plausibel begründen. «Die Tatsache, dass Eltern ihre Kinder weggeben mussten oder müssen, hat mich auch in meinen Romanen beschäftigt, etwa in  ‹Bis ans Ende der Meere›».

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