Roche-Chef Severin Schwan freut sich über einen guten Start ins 2017: Der Pharmariese hat im ersten Quartal die Erwartungen übertroffen. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/PATRIK STRAUB

Lohnschere öffnet sich weiter
Roche-CEO verdient 257-mal mehr als seine Büezer

Im Schnitt verdiente ein CEO im letzten Jahr knapp 100-mal mehr als der am schlechtesten verdienende Mitarbeiter. Damit hat sich die Lohnschere weiter geöffnet, wie aus einer Untersuchung von Travail Suisse hervorgeht.
Publiziert: 24.06.2019 um 09:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:18 Uhr
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Am grössten war die Lohnschere 2018 bei Roche: CEO Severin Schwan verdiente 257-mal mehr als der Büezer mit dem tiefsten Lohn.
Foto: Wang He
Lea Hartmann

Der Blick auf die Lohnabrechnung sorgt derzeit bei den meisten Arbeitnehmern für Frust – in den Teppichetagen aber reibt man sich die Hände. Während die Gehälter im Schnitt stagnieren, kassieren Manager immer mehr ab. Das zeigt der neuste Lohnschere-Report des Arbeitnehmer-Verbands Travail Suisse.

26 Schweizer Firmen hat der Verband untersucht. Bei der Mehrheit ist die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Lohn 2018 weiter gewachsen. Im Durchschnitt verdiene der CEO etwa hundertmal mehr als Mitarbeiter mit dem tiefsten Lohn, so Travail Suisse. 

Lohnschere bei Roche am grössten

Am weitesten öffnet sich die Lohnschere beim Basler Pharmariesen Roche. Mit 15'650'000 Franken verdiente CEO Severin Schwan (51) auch im letzten Jahr so viel wie kein anderer Topmanager in der Schweiz. Damit war sein Lohn satte 257-mal höher als der des am schlechtesten verdienenden Büezers im Konzern.

Roche hat die UBS auf Platz 2 verdrängt, deren CEO Sergio Ermotti (59) mit 14'120'000 Franken letztes Jahr etwas weniger verdiente als im Vorjahr. Die Lohnschere betrug trotzdem noch 1:252. Auf Rang 3 folgt die Credit Suisse (Lohnschere 1:226), gefolgt von ABB (1:199) und Nestlé (1:188). 

Der Durchschnittslohn der CEOs sank im Vergleich zum Vorjahr leicht – von 5,17 auf 5,13 Millionen Franken. Gestiegen sind derweil die Löhne der anderen Konzernleitungsmitglieder. Im Schnitt sackte ein Finanzchef oder Produktionsleiter im vergangenen Jahr etwa 2,5 Millionen Franken ein, was einem Plus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

RangKonzernManager und LohnLohnschere
1RocheCEO Severin Schwan
15.65 Mio. Fr.
1:257
2UBSCEO Sergio Ermotti
14.12 Mio. Fr.
1:252
3Credit SuisseCEO Tidjane Thiam
12.65 Mio. Fr.
1:226
4ABBCEO Ulrich Spiesshofer
8.54 Mio. Fr.
1:199
5NestléCEO Ulf Mark Schneider
9.80 Mio. Fr.
1:188
6NovartisCEO Vasant Narasimhan
9.92 Mio. Fr.
1:163
7ZurichCEO Mario Greco
8.80 Mio. Fr.
1:157
8SwatchCEO und Verwaltungsrat Nick Hayek
7.43 Mio. Fr.
1:155
9UBSGroup Chief Risk Officer Christian Bluhm
7.95 Mio. Fr.
1:142
10UBSGroup General Counsel Markus Diethelm
7.95 Mio. Fr.
1:142

Travail Suisse fordert Lohnerhöhungen für alle

Schaut man weiter zurück, sind die Veränderungen weitaus massiver. Von 2011 bis 2018 sind die Löhne der Topmanager um 19 Prozent gestiegen. Im Schnitt betrug die Lohnerhöhung in der Schweiz nur 4.3 Prozent, hält Travail Suisse fest. Der Verband kritisiert die riesigen Lohnscheren seit vielen Jahren.

Die exorbitanten Manager-Saläre seien unverständlich und ungerecht, sagt Travail-Suisse-Präsident und SP-Nationalrat Adrian Wüthrich (39). «In einem Unternehmen sollen alle Mitarbeitenden höhere Löhne erhalten und nicht nur das Top-Management», sagt er. Deshalb fordere man in den kommenden Lohnverhandlungen deutliche Lohnerhöhungen für alle.

Unzufrieden mit der Umsetzung der Abzocker-Initiative

Travail Suisse verweist auf die Abzocker-Initiative, die 2013 vom Stimmvolk überdeutlich angenommen wurde und Lohnexzessen in der Chefetage einen Riegel schieben wollte. Konkret beinhaltet sie unter anderem ein Verbot von Abgangsentschädigungen und Antrittsprämien. Die Umsetzung hat der Bundesrat in einer Verordnung geregelt, eine Anpassung des Aktienrechts hat nach dem Nationalrat vergangene Woche nun auch der Ständerat beschlossen.

Travail Suisse kritisiert die Beschlüsse als zahnlos. Thomas Minder (58), Vater der Abzocker-Initiative, hatte sich vergebens für strengere Regelungen eingesetzt, die über die Minimalbestimmungen der Übergangsverordnung hinausgehen. 

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