Lockerung des Nachtfahrverbots für LKW
Ständeräte entscheiden zwischen Stau und Lärm

Die Verkehrspolitiker der kleinen Kammer entscheiden, ob Lastwagen schon um vier Uhr morgens auf die Strasse dürfen. Der Nationalrat will so den Stau bekämpfen, könnte aber ausgebremst werden.
Publiziert: 29.01.2017 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:18 Uhr
Lastwagen stauen sich vor dem Südportal des Gotthard-Strassentunnels.
Foto: Dietz Alexander
Christof Vuille
Der Tessiner CVP-Nationalrat Fabio Regazzi will die Lastwagen früher auf die Strasse lassen, um Pendler vom Stau zu befreien.
Foto: EQ Images

Es ist eng auf den Schweizer Autobahnen. In den frühen Morgenstunden oft zu eng. Deshalb stehen täglich Tausende Schweizerinnen und Schweizer auf dem Weg zur Arbeit im Stau.

Heute haben die Ständeräte die Chance, etwas dagegen zu tun. Die Verkehrskommission entscheidet, ob das Nachtfahrverbot für Lastwagen nicht mehr bis fünf Uhr morgens, sondern nur noch bis vier Uhr dauern soll. So wäre der Güterverkehr nicht mehr gleichzeitig mit den Pendlern unterwegs.

Widerstand von Doris Leuthard

Der Nationalrat hat dem Anliegen des CVP-Vertreters Fabio Regazzi im Herbst bereits zugestimmt. Der Tessiner begründet den Vorstoss mit den volkswirtschaftlichen Kosten, die Staus verursachen – rund 1,6 Milliarden Franken pro Jahr. Hinzu komme, dass Fahren im Stau viel Benzin bräuchte und die Luft mit Schadstoffen belasten würde.

Verkehrsministerin Doris Leuthard (CVP) bekämpft den Vorstoss ihres Parteikollegen.
Foto: © PASCAL MORA

Gegen das Vorhaben wehrte sich Verkehrsministerin Doris Leuthard (CVP). Sie warnt vor einer deutlich erhöhten Lärmbelastung und mehr Transitverkehr. Ausserdem habe das Volk mehrmals die Verlagerungspolitik bestätigt.

VCS-Präsidentin: «Skandalöser Entscheid»

Das sieht auch VCS-Präsidentin Evi Allemann so: «Was der Nationalrat beschlossen hat, ist eine klare Missachtung des Volkswillens.» Die Bevölkerung wolle die Lastwagen auf der Schiene, nicht auf der Strasse.

VCS-Präsidentin Evi Allemann bezeichnet den Entscheid des Nationalrats als «Missachtung des Volkswillens».
Foto: KEY

Es wäre «umweltpolitisch fatal», noch mehr LKW auf die Strasse zu bringen. Die Berner SP-Nationalrätin appelliert deshalb an die Ständeräte, den «skandalösen Entscheid» zu korrigieren.

Die Chancen dazu stehen gut. Traditionell stehen die Standesvertreter der Verwaltung positiver gegenüber als der Nationalrat. Und diese habe kräftig lobbyiert, glaubt Regazzi.

CVP-Ständerat Isidor Baumann zweifelt an der Wirksamkeit von Regazzis Motion.
Foto: KEY

Zu den Gegnern zählt etwa sein Parteikollege Isidor Baumann. Der Urner Ständerat sagt, er verstehe den Staufrust von Pendlern, zweifle aber an der Wirksamkeit der Massnahme. Ausserdem habe er beim Kampf für die zweite Gotthardröhre gesagt, dass im Gegenzug nicht am Nachtfahrverbot gerüttelt werden dürfe.

Regazzi sagt, das Stauproblem in den Morgenstunden werde selbst nach einem Volks-Ja zum Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) nicht gelöst. «Die Situation wird sich in den nächsten Jahren so oder so noch verschlimmern.» Er fordert die Gegner des Nachtruhe-Vorschlags auf, Alternativen vorzuschlagen.

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