Lobbying absurd um SRG
Furrer gegen Hugi

Am Dienstag entscheidet der SRG-Verwaltungsrat über den Umzug des Radiostudios von Bern nach Zürich. Bis dahin tobt eine teils skurrile PR-Schlacht.
Publiziert: 16.09.2018 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2018 um 21:05 Uhr
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Muss es nach Zürich weichen? Das SRF-Radiostudio in Bern.
Foto: Keystone
Cyrill Pinto

Selten hat eine Sitzung des SRG-Verwaltungsrats vorab solche Wellen geschlagen: Am Dienstag entscheidet das oberste Gremium des Schweizer Trägervereins Radio und Fernsehen neben anderen Themen über die Verlegung des Radiostudios von Bern nach Zürich – einen Umzug, von dem 170 SRF-Angestellte betroffen wären.

In die frei werdenden Büros soll – so der Plan – die Geschäftsleitung der SRG einziehen, fünf ­Millionen Franken sollen mit der Rochade gespart werden. Wie SonntagsBlick letzte Woche öffentlich machte, sind es tatsächlich höchstens 2,6 Millionen.

Ein Protokollauszug der Geschäftsleitungssitzung vom 30. Mai, der SonntagsBlick vorliegt, zeigt: Intern war man sich einig, dass die Radio-Züglete und die Bildung eines Newsrooms in Zürich zwar publizistisch sinnvoll, die Argumentation in der Öffentlichkeit jedoch bislang nicht nachvollziehbar sei, wie Generaldirektor Gilles Marchand an der Sitzung ausführte.

Einbezug von Personal

Zwei «runde Tische» sollten deshalb Personal und Öffentlichkeit in den Entscheid mit einbeziehen und sie letzlich vom publizistischen Sinn der Züglete überzeugen. Zudem möchte die Geschäftsleitung mit einer Medienkampagne Verständnis für ihre Pläne schaffen.

Dabei sollten sich auch Externe «im Sinn des Vorhabens äussern», so der Vorschlag von Marchand, der an der Sitzung auch die Idee einer mehrsprachigen Berner Redaktion einbrachte. Die solle von der Hauptstadt aus für ihre Unternehmenseinheit arbeiten und damit den dezent­ralen Charakter der SRG unterstreichen.

Ausser der Medienkampagne wurde von all dem bislang nichts lanciert oder umgesetzt.

Für Öffentlichkeitsarbeit und politisches Lobbying vertraut die SRG auf die Dienste der Berner Kommunikationsagentur Furrer-Hugi. «Wir begleiten die SRG bei ihren Public-Affairs-Aktivitäten», heisst es dazu auf deren Website.

Dieses Engagement wird jetzt – um es vorsichtig zu sagen – zum medienpolitischen Kuriosum, weil Furrer-Hugi seit einem Jahr auch die Geschäftsstelle der Hauptstadtregion Bern betreut.

Unmut in Bern

Im Rahmen dieses Mandats organisiert die PR-Agentur im Auftrag der Region Bern und deren Nachbarkantone Medienkonferenzen, verfasst Positionspapiere sowie Medienmitteilungen – etwa mit folgendem Titel: «Enttäuschender Entscheid der SRG zum Radiostudio». In einem Communiqué vom Mai teilte die Hauptstadtregion ihren Unmut über die Umzugspläne von SRF mit. Die Pläne, das Radiostudio nach Zürich zu verlegen, hatte in Bern für erheblichen Unmut gesorgt.

Eine Agentur, die für die SRG Lobbying in Bern betreibt und gleichzeitig Medienmitteilungen gegen ihren Auftraggeber verfasst? Für die Kommunikationsagentur mit mehr als 40 Angestellten ist das offenbar kein Problem.

SRG sucht Nachmieter

Die Umzugspläne der SRG hängen unter anderem davon ab, ob ein Nachmieter für die SRG-Büros am Berner Ostring gefunden wird. Hier fallen jährliche Mietkosten von 4,3 Millionen Franken an – der Vertrag läuft bis 2032. Doch die Suche  gestaltet sich schwierig: Am Dienstag tagte der Immobilienausschuss, ein Untergremium  des SRG-Verwaltungsrates, der kommende Woche über den Umzug entscheiden wird. Dabei stellte sich heraus: Man hat noch keinen Nachmieter.

Die SRG erhält nächstes Jahr eine neue Konzession. Sie soll sich stärker von Privaten unterscheiden. (Symbolbild)
Die SRG erhält nächstes Jahr eine neue Konzession. Sie soll sich stärker von Privaten unterscheiden. (Symbolbild)
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Die Umzugspläne der SRG hängen unter anderem davon ab, ob ein Nachmieter für die SRG-Büros am Berner Ostring gefunden wird. Hier fallen jährliche Mietkosten von 4,3 Millionen Franken an – der Vertrag läuft bis 2032. Doch die Suche  gestaltet sich schwierig: Am Dienstag tagte der Immobilienausschuss, ein Untergremium  des SRG-Verwaltungsrates, der kommende Woche über den Umzug entscheiden wird. Dabei stellte sich heraus: Man hat noch keinen Nachmieter.

Man sei sich des Interessenkonflikts bewusst, sagt Claudine Esseiva auf Anfrage, die das Mandat der Hauptstadtregion betreut und für Furrer-Hugi Medienmitteilungen gegen die SRG verfasste. Man habe im September die Leitung der Geschäftsstelle übernommen, so die Berner FDP-Politikerin. Dies beinhalte auch die Vertretung von Positionen der Hauptstadtregion – und die sei nun mal der Auffassung, das Radiostudio Bern müsse erhalten bleiben.

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