Der Schweizer Botschafter Jacques Pitteloud gebärdete sich bei seinem Abgang aus Kenia ganz und gar undiplomatisch. In einem Interview mit dem kenianischen TV-Sender KTN ging Pitteloud kürzlich mit Politikern hart ins Gericht.
Für jemanden aus Europa sei das, was hier in Kenia abgehe nicht Politik, sagte Pitteloud. «Es gibt hier keinen Kampf um Ideologien.» Um mehr Sozialismus zum Beispiel. «Es geht um: Ich, ich, ich.» Das sei nicht Politik, sondern ein Kampf um Zugang zu Ressourcen.
Pitteloud zeigte sich aber überzeugt, dass sich dies in Zukunft ändern werde: «Die Mittelklasse und der private Sektor werden realisieren, dass sie nicht weiter manipuliert werden wollen.»
Seine Abneigung gegenüber den kenianischen Politikern zeigte Pitteloud auch an anderer Stelle. Er rühmte Kenia als Land der vielen Schätze. Gott sei unfair gewesen, zum Rest der Welt: «Warum gibst du Kenia so viel.» Darauf warf der Moderator ein, man müsse aber die Politiker beachten, worauf Pitteloud nochmals bestätigte: «Aber warte, bis du die Politiker siehst!»
Der Botschafter äusserte sich auch flockig über die Heimat: «Die Schweiz ist eher organisiert wie eine Firma.» Unsere Regierung sei so was wie die Geschäftsleitung. «Wir wählen sie, um das Land zu verwalten», sagte Pitteloud.
Pitteloud ist eine schillernde Figur. Der ehemalige Nachrichenkoordinator war 2010 auch eine treibende Kraft bei den Plänen zur Befreiung der Schweizer Gaddafi-Geiseln in Tripolis. Der Botschafter wird nun in der Berner Zentrale des Aussendeparementes Chef der Direktion für Ressourcen.