«Linksrückli», «Klimawahl», Berner «Machtkartell»
So denkt das Ausland über den «Klimawandel in Bern»

Vor 20 Jahren rückte die SVP die Schweiz nach rechts. Der Rechtspopulismus machte seither in Europa und auch den USA Schule. Wird auch die «Klimawahl» vom Sonntag über die Grenzen hinaus wegweisen? Das Ausland horcht auf, sieht aber auch Mängel.
Publiziert: 21.10.2019 um 01:52 Uhr
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Aktualisiert: 03.07.2020 um 10:01 Uhr

«Der Sieg der Klimaallianz», titelt die Onlineausgabe der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit». «Da soll mal einer noch behaupten, Wahlen in der Schweiz seien langweilig», so die Zeitung. «Was am heutigen Wahlsonntag schliesslich über die Schweiz kam, erinnerte eher an eine freak wave.» Die «grüne Welle» führe zu neuen Machtverhältnissen, die «aus deutscher Optik nur Kinkerlitzchen sein mögen. In der Schweiz bedeuten sie eine eigentliche Verschiebung der Macht.»

Die «Süddeutsche Zeitung» sieht einen «Klimawandel in Bern»: «Für Schweizer Verhältnisse ist am Sonntag geradezu ein Tsunami über das Land hereingebrochen. Eine grüne Welle hat die Eidgenossen erfasst.» Mit dem «steilen Aufstieg der Rechten» sei es «vorerst vorbei».

Berner «Machtkartell»

Die DPA titelt mit dem «beispiellosen Vormarsch der Grünen». Dies müsse über kurz oder lang auch in der Regierung abgebildet werden, wird Grünen-Chefin Regula Rytz (57, BE) zitiert. Sie halte sich aber mit der Forderung nach einem Sitz in der siebenköpfigen Regierung zurück. Noch gelte, dass «diese Bundesräte traditionell über Parteigrenzen hinweg bei allen Politikgeschäften stets Kompromisse suchen».

Auch die «Bild» sagt, die Grünen seien «DIE Wahlüberraschung», doch: «Für die Regierungsbildung bedeutet das wenig. In der Schweiz wird eine Partei erst nach zwei Wahlen mit starkem Wählerzuwachs in die Regierung aufgenommen.» «Kurios» findet die Zeitung, dass es in der Schweiz zwei Ökoparteien gibt. «Allerdings: Ausser beim Umwelt-Themen haben beide wenig gemeinsam.»

Auch der «Spiegel» warnt vor allzu euphorischem grünem Überschwang und gibt zu bedenken, dass die Rechtskonservativen trotz Verlusten vorne bleiben. «Das Wahlergebnis dürfte auf die Regierung kaum Auswirkungen haben», so das Magazin. «Die Schweiz wird seit 60 Jahren praktisch von den gleichen vier grössten Parteien regiert.» Die «Kronen Zeitung» spricht gar von einem «Machtkartell» in Bern. Ohne bürgerliche Unterstützung gerate die Zauberformel nicht ins Wanken.

Der Greta-Faktor

Die «FAZ» hebt hervor, dass die SVP die stärkste Kraft in der Schweizer Politik bleibt. Wegen sinkender Zahlen von Flüchtlingen und Zuwanderern hätten die «ausländerfeindlichen Rechtskonservativen» nicht wie vor vier Jahren von der damaligen Flüchtlingswelle in Europa profitieren können. Fazit: Die Grünen profitierten von der Klimadebatte, die auch in der Schweiz hohe Wellen schlug – «in die Landesregierung schaffen sie es jedoch nicht», folgert die Zeitung.

«ORF.at» sagte ein «Linksrückli» voraus und spricht dann von «fast einem Erdrutschsieg»: Grüne setzen in der Schweiz neue Massstäbe, heisst es aus Österreich. Die Zauberformel gehöre jetzt auf den Prüfstand.

Die französische «Le Monde» meldet einen «historischen Durchbruch der Umweltparteien». Die Forderungen der jungen Umweltaktivistin Greta Thunberg (16) seien in der Schweiz «besonders stark angekommen». Die Zeitung zitiert Oskar Freysinger (59, VS), den scheidenden Nationalrat der SVP, die als einzige Partei die «Klimahysterie angeprangert» habe: «Wir wussten, dass wir Federn lassen würden. Das wesentliche Thema, bevor wir den Planeten retten wollen, ist die Rettung der Schweizer Souveränität.» (kes)

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