Jetzt muss in Bern auch noch E.T. für den Kampf ums Stadtpräsidium herhalten. Er wirbt in einem aufwendig gedrehten Video für Ursula Wyss. Derweil setzt der Konkurrent der SP-Gemeinderätin, der GFL-Gemeinderat Alec von Graffenried, auf Bürgernähe und Alkohol. Er lud am Dienstag zum «Wählen und Anstossen» ein. Nach einem offerierten Apéro ging von Graffenried mit seinen Unterstützern zum Abstimmen.
Ein ganz normaler Wahlkampf unter Linken, in dem man dem Gegner nicht zu stark wehtun will. Und wirklich: Gegen aussen vermeiden die beiden Spitzenkandidaten demonstrativ jegliche Konfrontation.
Alles Fassade! Hinter den Kulissen tobt nämlich ein schmutziger Wahlkampf wie schon lange nicht mehr. Doch weil die Kandidatin und der Kandidat bei der Konfrontation kneifen, müssen ihre Kolonnen ran. Und diese Drecksarbeit hat in der Hauptstadt zurzeit Hochkonjunktur. Gezielt werden Gerüchte gestreut, es wird mit Indiskretionen hantiert, vertrauliche E-Mails machen die Runde.
Auf beiden Seiten keine Mimosen
Aus dem Wyss-Lager wird nebulös vom Versuch von Graffenrieds berichtet, Einfluss auf eine Amtsstelle zu nehmen. Oder es werden Beispiele herumgereicht, wie der GFL-Kandidat im Wahlkampf offizielle Positionen seiner Partei ins Gegenteil verkehre.
Doch auch im Lager von Graffenrieds kämpfen keine Mimosen. So hausieren seine Leute mit dem Führerausweisentzug von Wyss, den der SonntagsBlick Anfang Jahr publik gemacht hatte. Oder sie machen zum Thema, dass die Sozialdemokratin Wyss ihren Sohn in eine Privatschule schickt.
Leute, die schon mehrere Wahlkämpfe in Bern erlebt haben, sprechen vom schmutzigsten aller Zeiten. Spannend wird sein, ob Wyss und von Graffenried, die beide die nächsten vier Jahre im Gemeinderat sitzen werden, auf dieser Basis je wieder zusammenarbeiten können.