Der Job ist anstrengend, stressig – und sehr schlecht bezahlt: Die Arbeitsbedingungen vieler Fahrerinnen und Fahrer von Essenslieferdiensten sind mies. Manch ein Kurier, der abends durch die Strassen flitzt, verdient nicht viel mehr als zehn Franken pro Stunde.
Ein GAV soll her
Gemeinsam mit den Gewerkschaften will die Lieferbranche nun gegen solche Dumpinglöhne vorgehen. Vier Verbände sowie die beiden grossen Logistikunternehmen Schweizerische Post und Planzer schliessen sich dafür zusammen. Neben den Unternehmen, die Kurierdienste anbieten, sind auch Zeitungs- und Werbezusteller sowie die Paketboten mit dabei. Der neu gegründete Dachverband Zustellung Schweiz wird mit den Sozialpartnern einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) aushandeln. Im Sommer 2022 soll der Deal stehen. Das gaben die Beteiligten am Montag bekannt.
Ziel der Unternehmen ist es, dass der Bundesrat den GAV anschliessend für die gesamte Branche für allgemeinverbindlich erklärt. Das wäre ein wichtiger Schritt hin zu besseren Arbeitsbedingungen für die Fahrerinnen und Fahrer. Und auch faire Arbeitgeber würden profitieren – schliesslich würden sie damit ihre Dumpingkonkurrenz ausschalten.
Auch der Bund ist aktiv geworden
Auch von staatlicher Seite laufen Bemühungen, die Branche besser zu regulieren. Bei Kurierdiensten – egal was sie von A nach B transportieren – handelt es sich um Dienstleistungen, die unter das Postgesetz fallen. Die Eidgenössische Postkommission hat entschieden, dass auch die grossen Player unter den Essenslieferanten – Uber Eats und Just Eat (früher Eat.ch) – dazugehören. Beide Unternehmen wollen den Entscheid bislang aber nicht akzeptieren.
Allerdings schmeckt die Pizza so manch einem Kunden nicht, wenn er weiss, dass der Kurier, der ihm das Essen bringt, von dieser Arbeit nicht leben kann. So bemühen sich einzelne Essenslieferdienste wie Just Eat bereits zunehmend um faire Arbeitsbedingungen.
Uber will Ausnahme für seine Fahrer
Derweil wehrt sich Uber Eats vor Gericht sogar dagegen, dass seine Fahrer als Angestellte angesehen werden. Uber möchte, dass diese weiterhin als Selbstständige gelten und sich selbst um die Sozialabzüge kümmern müssen. Sollte die Stellung der Uber-Fahrer aber noch lange nicht abschliessend entschieden werden oder würde für Uber-Kuriere eine Ausnahme gemacht, dürfte die Politik die Uber-Anstellungsverhältnisse bald gesetzlich regeln. (lha)