Liebes-Entzug für SRG
Werden nach Radiostudio-Entscheid Gebühren halbiert?

Die SRG zügelt den grössten Teil der Radiostudios von Bern nach Zürich. Mit dem Entscheid bringt sie just jene gegen sich auf, die einst gegen No Billag kämpften.
Publiziert: 20.09.2018 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2018 um 21:34 Uhr
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Zügelt das Radio von Bern nach Zürich: Gilles Marchand, Generaldirektor der SRG SSR.
Foto: Keystone / PETER KLAUNZER
Cinzia Venafro

170 Journalisten und Techniker von Radio SRF müssen Bern verlassen: Gestern entschied der Verwaltungsrat der SRG den Umzug des grössten Teils der Audio-Abteilung nach Zürich.

Radiostudio Bern wird nach Zürich verlegt
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Beschlossene Sache:Radiostudio Bern wird nach Zürich verlegt

Die Empörung unter der Bundeshauskuppel ist gross. Auffallend: Von links bis rechts enerviert man sich über die Zentralisierung an die Limmatstadt. So sagt sogar SVP-Mann Erich Hess (37): «Ich finde es falsch, wenn die Bundesstadt das SRG-Radiostudio verliert.»

SRG-Freunde entziehen ihr die Liebe

Bei den Sozialdemokraten, die vor einem Jahr an vorderster Front gegen die No-Billag-Initiative kämpften, ist die Enttäuschung besonders gross. Und so formuliert der Berner Matthias Aebischer (50) eine Befürchtung, die sich im linken Lager jetzt konkretisiert. Jene nämlich, dass die SRG mit dem Radio-Umzug den Goodwill, der ihr entgegengebracht wurde, verspielt hat.

Es droht Liebesentzug! CVP-Präsident Gerhard Pfister (55), dessen Partei am engsten von allen mit der SRG verbunden ist, wählt gegenüber Radio SRF deutliche Worte. «Mein Rückhalt ist stark erschüttert», so der Zuger.

Pfisters Aussage, die dann folgt, klingt in den Ohren vieler SRG-Bewahrer wie eine Drohung: «Wenn jetzt eine Initiative kommt, die die Halbierung der Billag-Gebühren fordert, würde ich ihr selbst in unseren Reihen durchaus Chancen geben.»

SVP will Firmen von Radio- und Fernsehgebühren befreien

Die SRG habe mit diesem Entscheid schlicht «den selbst behaupteten Kernauftrag» des Service public aufgegeben. «Und das für einen vergleichsweise lächerlichen Betrag, den man damit einspart.»

Konkret spricht die SRG von 5 Millionen Franken Sparpotenzial durch die Züglete, Recherchen des SonntagsBlick zeigten aber, dass es am Ende nur 2,6 Millionen sein werden.

Sein Parteikollege Martin Candinas (38) meint zum Liebesentzug: «Ich weiss nicht, ob das wirklich mit Liebe zu tun hat. Im Moment gibt es einen generellen Aufschrei, aber ich bezweifle, dass dieser nachhaltig ist.»

Die SVP hatte bereits während des No-Billag-Abstimmungskampfs mit der Halbierung der SRG-Gebühren gedroht. Der Zürcher Nationalrat Gregor Rutz (45) hatte das als Gegenvorschlag zu No Billag in der grossen Kammer eingebracht.

Wird die Idee jetzt konkretisiert? Derzeit sei nichts geplant, so Rutz. Allerdings habe man die Halbierung der Gebühren weiterhin im Hinterkopf. Zentral für den SVP-Medienpolitiker ist, wie das Parlament seinen Vorstoss zu den Gebühren für Unternehmen behandelt. Dieser fordert, dass Firmen von den Radio- und Fernsehgebühren befreit werden.

Dezidierter äussert sich SVP-Parteipräsident Albert Rösti, der so gar keine Freude an der Radiozüglete hat. Er meint zu BLICK: «Offenbar braucht es dereinst doch noch eine Halbierungs-Initiative.»

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