Liberale Muslime kritisieren neue IZRS-Website
«Der islamische Zentralrat missbraucht uns!»

Der Islamische Zentralrat der Schweiz (IZRS) hat eine neue Online-Plattform lanciert. Auf «swissmuslims.ch» sollen bald sämtliche Moscheen im Land erfasst sein. Moderaten Imamen passt das gar nicht.
Publiziert: 01.02.2017 um 20:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:14 Uhr
Mit einer neuen Online-Plattform sorgt der Islamische Zentralrat Schweiz unter moderaten Muslimen für Unmut.
Foto: Screenshot
Lea Hartmann und Florian Wicki

Mit einer neuen Online-Plattform sorgt der Islamische Zentralrat (IZRS) unter moderaten Muslimen in der Schweiz für Unmut. Am Sonntag lancierte die radikale Islamorganisation die Website swissmuslims.ch, deren Herzstück eine Datenbank mit allen Moscheen im Land ist. Ein Service, der allen Muslimen zu Gute komme, so die Ansicht des IZRS. Doch gemässigte Imame sind alarmiert.

«Ich habe das Verzeichnis gestern zum ersten Mal gesehen», sagt Mustafa Memeti, Imam des Muslimischen Vereins Bern. Was er sah, habe ihn mächtig genervt. «Der IZRS missbraucht uns.» So tauchen im Verzeichnis liberale muslimische Vereine wie jener in Bern neben umstrittenen Gemeinschaften mit Salafisten-Bezug auf. Prominent auf der Seite prangt zudem «I love IZRS».

IZRS instrumentalisiere Moscheen für Propaganda

Imam Fehim Dragusha der St. Galler Paradies-Moschee passt das gar nicht. IZRS-Präsident Nicolas Blancho instrumentalisiere seine Moschee für Propaganda, dessen Verein stehe «für einen Islam des Gegeneinanders». «Bei uns aber sind alle Menschen willkommen, unabhängig von Glaube und Herkunft.»

Der Berner Imam Memeti möchte deshalb gegen den IZRS vorgehen. Man habe sich mit den Mitgliedern beraten, doch dem Verein seien die Hände gebunden. «Es ist schliesslich nicht verboten, eine solche Liste zu machen.» 

Organisation kommt Moscheen nicht entgegen

IZRS-Sprecher Qaasim Illi.
Foto: Keystone

Und der IZRS denkt nicht daran, dem Verein entgegenzukommen. «Wir wollen mit der Plattform Transparenz schaffen. Dieses Interesse steht über jenem einer Moschee», sagt Sprecher Qaasim Illi. Deshalb lösche man ganz sicher keine Moschee aus dem Verzeichnis – im Gegenteil: Die Datenbank, an der fünf Mitarbeiter seit vergangenem Sommer arbeiteten, soll weiter ausgebaut werden und bald auch Restaurants und Halal-Geschäfte umfassen. 

Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, schaut dem IZRS auf die Finger.
Foto: Keystone

Pläne, die Saïda Keller-Messahli, Präsidentin des Forums für einen fortschrittlichen Islam, aufhorchen lassen. «Das ist genau ihre Masche. Der IZRS probiert sich als völlig harmlos darzustellen, und spielt sich nun als ‹Zentrale› auf, um von seinen radikalen Ansichten abzulenken», sagt sie. Sie habe den Aufbau der Seite mitverfolgt. «Die ersten Moscheen, die sie in das Verzeichnis aufgenommen haben, waren von der üblen Sorte.» Erst später seien auch moderate Vereine in die Liste aufgenommen worden. Keller-Messahli ist überzeugt: «Nichts zeigt besser, dass es dem IZRS nur um politischen Einfluss geht.»

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