Leuthard schaut es sich an
Fahren wir bald Auto wie in Singapur?

Verkehrsministerin Doris Leuthard sieht Singapur als Vorbild: Dort werden die Daten der Benutzer des öffentlichen Verkehrs genau analysiert, um die Ströme besser zu steuern. Sie möchte ähnliche Techniken auch in der Schweiz nutzen.
Publiziert: 08.07.2015 um 01:10 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:51 Uhr

Bundesrätin Doris Leuthard hat gestern das 2012 von Bundesrat Berset eingeweihte «Singapore-ETH Centre for Global Environmental Sustainability (SEC)» besucht. Dank «hervorragender akademischer Bestückung kann das Zentrum eine Reihe eindrücklicher Forschungsergebnisse und Experimente vorweisen», weiss die «NZZ . Dabei stünden Energiebilanzen, städtebauliche Analysen und das Mobilitätsverhalten im Vordergrund.

Für Letztgenanntes hat sich Verkehrsministerin Leuthard besonders interessiert, liessen sich gewisse Erkenntnisse doch durchaus auch zur Lösung von Verkehrsproblemen heranziehen, schreibt die Zeitung.

Dem wachsenden Verkehrsaufkommen, das Singapur schon seit Jahren mit Mobility-Pricing und neuerdings mit der Auswertung riesiger Datenmengen zu bändigen versucht, sollte laut Leuthard auch in der Schweiz mit kluger Analyse und mithilfe der Informationstechnologie begegnet werden. Die Infrastruktur könne nicht beliebig ausgebaut werden; aber sie könne effizienter genutzt werden, so dass Staus und Überlastungen vermieden würden, sagte die Verkehrsministerin gemäss dem Blatt.

Leuthard plädierte in diesem Zusammenhang für das Sammeln von Daten und deren Auswertungen. Konkret geht es beispielsweise darum, herauszufiltern, welche Muster Herr und Frau Schweizer in der Mobilität an den Tag legen und wie diese beeinflusst werden könnten. In Singapur stehen dazu bereits ausgeklügelte Erfassungsmethoden zur Verfügung. So wird genau ermittelt, wann und auf welchen Strecken Busse wie stark ausgelastet sind. Dazu kommen Informationen, die via ÖV-Prepaid-Karten ermittelt werden. Das Datenmaterial dient keineswegs nur der momentanen Optimierung; es soll laut Tan Kok Yam, dem Chef des «Smart Nation»-Programms in Singapur, auch bei der Planung neuer Verkehrsnetze eingesetzt werden.

Erste Vorarbeiten zur Datensammlung sind auch in der Schweiz schon im Gang: So planen die Schweizer Verkehrunternehmen die Einführung einer Karte unter dem Brand «SwissPass». Diese mit einem Chip ausgerüstete Karte vereinfache laut dem Verband öffentlicher Verkehr den Zugang zum öffentlichen Verkehr der Schweiz weiter. Auf dem Chip integriert werden ab Mitte 2015 General- und Halbtax- sowie schrittweise auch Verbund-Abonnemente. Die Grundidee: Eine einzige Karte für möglichst viele Mobilitäts­dienstleistungen. Allerdings sind auf der Karte sind nur Name, Vorname und eine Kundennummer aufgedruckt. Auf dem «SwissPass» wird lediglich eine unpersönliche Identifikationsnummer gespeichert. Die Anforderungen des schweizerischen Datenschutzes sind erfüllt.

Natürlich erinnern diese und jene Pläne selbst die «NZZ» an «Big Brother». Immerhin könnten mit dem Sammeln solcher Daten auch Bewegungsprofile jedes einzelnen erstellt werden. Es wird sich zeigen, ob die freiheitsliebenden Schweizerinnen und Schweizer solches ebenso klaglos akzeptieren, wie die obrigkeitshörigen Singapur geschenkt wird.

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