Letzte Redeschlacht vor der grossen AHV-Abstimmung
Streit ums Plus für die Rentner

Morgen entscheidet das Volk über die umstrittene AHV-plus-Initiative. An der Züspa in Zürich kam es zum letzten Duell zwischen Befürwortern und Gegnern.
Publiziert: 24.09.2016 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:56 Uhr
1/5
Heisse Diskussion: Corrado Pardini (l.), Hannes Britschgi und Regine Sauter.
Foto: Valeriano Di Domenico
Simon Marti und Florian ­Wicki (Text), Valeriano Di Domenico (Fotos)

An der Züspa in Zürich kam es zum letzten Duell vor dem grossen Showdown am morgigen Abstimmungssonntag. Gestern kreuzten SP-Nationalrat Corrado Pardini und Regine Sauter, die für die FDP in der Grossen Kammer sitzt, bei BLICK on tour die Klingen.

Thema der von Ringier-Publizist Hannes Britschgi geleiteten Diskussion: die AHV-plus-Ini­tiative des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes.

Das Begehren verlangt zehn Prozent höhere AHV-Renten. Macht unter dem Strich für jeden alleinstehenden Senior immerhin rund 200 Franken pro Monat. Finanziert über Lohnbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Doch die Stärkung der ersten Säule hat es schwer im Volk – die letzte Umfrage sieht die Gegner im Vorteil: 52 Prozent der Befragten lehnen die Vorlage ab, ermittelte das Institut GFS Bern zuletzt.

Diese Rücklage schien Befürworter Pardini gleich zu Beginn wettmachen zu wollen. «Die Schere zwischen den Löhnen und Renten geht auseinander. Gönnen wir unseren Rentnern ein Leben in Anstand!», ruft der Berner ins Publikum.

200'000 Senioren seien heute auf Ergänzungsleistungen (EL) angewiesen und müssten sich, um diese geltend zu machen, «vor dem Staat ausziehen».

So redet sich Pardini schon nach Minuten in Form. Sauter wiederum kontert nüchtern: «Es ist nötig, dass wir unseren Rentnern ein Leben in Würde ermöglichen – und das tun wir in der Schweiz», so die Zürcherin. «Wer heute Ergänzungsleistungen bezieht, erhält mit dieser Initiative nicht mehr», fährt sie fort. Wer hingegen heute schon die Maximalrente beziehe, habe eine Erhöhung wahrscheinlich gar nicht nötig.

Tatsächlich profitieren Bezüger von Ergänzungsleistungen nicht von einem Ja zur Initiative. Doch an Pardini prallt diese Kritik nicht nur ab, sie steigert seinen Furor noch. So sehr, dass sein Kopf zeitweise die Farbe seines Parteibuches annimmt. Diese Hingabe verfängt im Publikum. «Wenn wir die AHV nicht stärken, dann treiben wir die Menschen in die zweite und in die dritte Säule. Und wer verdient daran?», fragt er rhetorisch in die Runde. Und gibt die Antwort gleich selbst: «Die Klientel der Freisinnigen Partei, die Banken und die Versicherungen!»

Sie habe kein Problem damit, Finanzinstitute zu vertreten, gibt Sauter zurück. «Aber die Leute leben länger. Und dann reicht das Geld einfach nicht mehr.» Umso wichtiger sei daher das Drei-Säulen-Modell der Altersvorsorge, «damit wir das Risiko verteilen können». Sie rede die AHV nicht schlecht, so Sauter weiter, aber bis 2030 weise diese einen Finanzbedarf von sieben Milliarden Franken aus.

Mit der heutigen FDP könnte man die AHV nicht mehr gründen, so Gewerkschafter Pardini zum Abschluss. Eine Attacke ganz nach dem Geschmack des überwiegend älteren Publikums. Zumindest hier bleibt das Vertrauen in die AHV ungebrochen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?