Vor einem Jahr drückte sie noch die Schulbank. Jetzt sitzt sie im Parlament: Leandra Columberg (19) ist die jüngste Kantonsrätin Zürichs. Und vielleicht sogar die jüngste Kantonsrätin der Schweiz. «Das weiss ich nicht so genau», sagt der SP-Shootingstar bei einem Cappuccino in einem hippen Café im Zürcher Werd-Quartier.
Angefangen hat Columbergs Politkarriere mit einem Kontaktformular. Als die damals 16-jährige Gymischülerin von ihrem Austauschaufenthalt in den USA zurückkehrte, war sie vom aggressiven Wahlkampf Donald Trumps erschüttert. Der Rechtspopulismus widerte sie an.
«Plötzlich merkte ich, wie ich politisch eingestellt bin – dass ich links bin», sagt Columberg und nimmt einen Schluck Kaffee. Kurzerhand registrierte sie sich auf der Juso-Webseite. «Ich wurde zu einem Treffen eingeladen.» Sie ging hin, schnupperte rein und blieb. Mittlerweile ist Columberg Präsidentin der Juso-Sektion Zürcher Oberland und sitzt im Vorstand der SP Dübendorf.
Die, die Politik macht
Dabei hat der Shootingstar die Matura noch kein Jahr im Sack. Aufgewachsen in der bürgerlichen Hochburg Dübendorf ZH, ging Columberg in Uster ZH an die Kanti: «Ich war am Gymi relativ schnell bekannt als die, die Politik macht. Andere sind in dem Alter sportbegeistert, ich halt politikbegeistert.»
Noch nie zuvor bekleidete Columberg ein politisches Amt, die Kandidatur für den Kantonsrat war sogar ihre erste überhaupt. Trotzdem klappte es gleich auf Anhieb. Vom vierten Listenplatz schaffte sie die Wahl.
Offensiv Wahlkampf betrieben
«Ein Teil war sicher Glück», so die Kantonsrätin. Äussere Umstände wie die Klimastreiks hätten ihr in die Karten gespielt. Dennoch, eine Trendprofiteurin sei sie nicht: «Ich war auf der Strasse und habe offensiv Wahlkampf betrieben. Ich habe versucht, junge Menschen zu erreichen, das scheint geklappt zu haben.»
Nun ist Columberg das Küken im Kantonsrat. Wobei ihr diese Bezeichnung nicht gerecht wird, das junge Alter merkt man der Kantonsrätin nicht an. Ihr Auftreten wirkt abgeklärt, als würde sie schon seit Jahrzehnten Politik machen: Auf kritische Fragen antwortet sie souverän, unangenehmen weicht sie gekonnt aus. Ihre Worte wählt sie dabei mit Bedacht. Sie spricht bestimmt.
«Ich bin kein armes Mädchen»
Damit, dass sie als junge Frau in der Politik nicht von vornherein für voll genommen wird, kann Columberg umgehen: «Man muss sich manchmal beweisen. Als junge linke Frau wird es dir teils nicht zugetraut, Politik zu machen.» Aber das stoppt sie nicht: «Klar ist es frustrierend, belächelt zu werden. Aber das ist eine Frage des Selbstvertrauens: Wenn ich mich äussere, weiss ich, wovon ich spreche. Und wenn mir das einige ältere Herren nicht zutrauen, dann ist das deren Problem.»
Columberg beklagt sich nicht: «Ich bin kein armes Mädchen, das sich Gehör zu verschaffen versucht. Ich bin in der privilegierten Position, im Kantonsrat mitbestimmen zu können und eine Plattform für meine Anliegen zu haben.»
«Es ist wichtig, auch mal zu provozieren»
Auch sonst hat die junge Kantonsrätin genügend Ideen: Sie fordert Gymi-Vorbereitungskurse für alle und setzt sich für einen besseren Schutz von LGBT-Menschen vor Hassdelikten ein. Bereits drei Vorstösse reichte sie ein, mehr sind in Planung. Und das nach nicht einmal zwei Monaten im Kantonsrat!
Aber Columberg hat auch als Kantonsrätin nicht vor, es sich im Elfenbeinturm bequem zu machen und zur Langweilerin zu werden. «Es ist wichtig, auch mal zu provozieren», meint die Juso-Politikerin. Sie will weiterhin aktivistisch bleiben und auf die Strasse gehen – wie zuletzt am Frauenstreik. Für sie ist klar: «Politik passiert nicht nur im Parlament!»
Auf Soda, dem BLICK-Instagram-Channel, erklären die Jungjournalistinnen Yaël Meier (19) und Lou Schmid (20) Gleichaltrigen, wie man entscheidet, welche Partei man wählen soll und wie man einen Wahlzettel ausfüllt. Nebst Politik erfahren Junge auf Soda, wie sie eine Steuererklärung ausfüllen, wie sie die richtige WG finden und wie man als Student überlebt – also alles, was man in der Schule nie gelernt hat, aber wichtig fürs Leben ist. Yaël und Lou nehmen die Jungen mit auf eine Reise quer durch News und Politik. Damit jeder mitreden kann.
Auf Soda, dem BLICK-Instagram-Channel, erklären die Jungjournalistinnen Yaël Meier (19) und Lou Schmid (20) Gleichaltrigen, wie man entscheidet, welche Partei man wählen soll und wie man einen Wahlzettel ausfüllt. Nebst Politik erfahren Junge auf Soda, wie sie eine Steuererklärung ausfüllen, wie sie die richtige WG finden und wie man als Student überlebt – also alles, was man in der Schule nie gelernt hat, aber wichtig fürs Leben ist. Yaël und Lou nehmen die Jungen mit auf eine Reise quer durch News und Politik. Damit jeder mitreden kann.