Als Kurt Fluri 1993 erstmals Stadtpräsident der Barockstadt Solothurn wird, wohnen die Clintons erst seit kurzem im Weissen Haus in Washington. Im Dezember 1992 hat sich Bill Clinton gegen den Vater des nachmaligen US-Präsidenten George W. Bush durchgesetzt, im Januar wurde er als Präsident vereidigt.
George W. Bush löste den Demokraten aus dem Bundesstaat Arkansas acht Jahre später ab. Im Jahr 2001, als Bush seinen Amtseid schwor, wählten die Solothurnerinnen und Solothurner den Freisinnigen Fluri bereits zum dritten Mal in Folge ins Stadtpräsidentenamt.
Nach acht Jahren Bush kommt 2009 Barack Obama als erster schwarzer Präsident in den USA an die Macht. Was machen die Solothurner? Sie wählen Kurt Fluri zum fünften Mal an die Spitze der Aarestadt. Und nach acht Jahren mit einem demokratischen Präsidenten kommen in den USA Anfang 2017 die Republikaner mit Donald Trump wieder zurück ins Weisse Haus.
In Solothurn muss sich Kurt Fluri derweil erstmals mit einer ernsthaften Kandidatur gegen sich befassen: Die SP schickt nämlich mit der Kantonsrätin und Präsidentin der Kantonalpartei, Franziska Roth, eine Herausforderin ins Rennen. Doch auch sie kann die siebte Wahl Fluris letztlich nicht gefährden.
Trotz der offenen Angriffe: Fluri schaffte heute die Wiederwahl problemlos mit 3219 Stimmen, bei einem absoluten Mehr von 2609 Stimmen. 46 Prozent der Wahlberechtigten nahmen an der Wahl teil. Fluri hatte bereits bei den Gemeinderatswahlen am 21. Mai das beste Resultat aller Kandidierenden erzielt. Auch da war Roth nur Zweite geworden.
Für die Stimmbürger war «Fluris Zeit» noch nicht vorbei
Für die «Solothurner Zeitung» steht am heutigen Tag fest, dass Roth es mit einem «angriffigen Wahlkampf» versucht hat. Sie habe argumentiert, «Fluri sei mit 24 Jahren zu lange im Amt, habe mit seinen 34 Mandaten zu wenig Zeit für die Stadt, verwalte nur, statt zu gestalten, sei zu wenig innovativ», schreibt die Zeitung. Zudem habe er kein Herz für Nachtschwärmer und Sporttreibende. Der Schluss: «Für Roth war klar: Fluris Zeit ist vorbei.» Die Wählerinnen und Wähler sahen das anders.
Fluri hatte im Wahlkampf sogar keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich einen Rückzug hätte vorstellen können. Er sei aber für seine Partei nochmals angetreten, die es nicht geschafft hatte, einen Nachfolger aufzubauen.
Schweizweit bekannt wurde Kurt Fluri, der seit 2003 auch im Nationalrat sitzt, als Vater der weichen Umsetzung der SVP-Zuwanderungsinitiative (MEI).
Damit ist der 61-jährige FDP-Politiker seit 24 Jahren Stadtpräsident – und er bleibt vorderhand noch. Eine rekordverdächtig lange Zeit, die sich sehen lassen kann: Otto von Bismarck, der im späten 19. Jahrhundert über 23 Jahre lang – von 1867 bis 1890 – die Geschicke Deutschlands leitete, wurde wegen seiner langen Regentschaft der Eiserne Kanzler genannt. Seit heute hat Solothurn nicht nur einen Eisernen sondern schon fast einen Ewigen Stadtpräsidenten. (hlm)