Kritik an Aussagen von SP-Strahm und FDP-Käser
Faule Flüchtlinge?

Mit Rudolf Strahm (SP) und Hans-Jürg Käser (FDP) äussern sich gestandene Politiker kritisch zum Asylwesen und zur Arbeitsmoral von Flüchtlingen. Das sei eine «ungerechte Pauschalisierung», findet die Flüchtlingshilfe.
Publiziert: 14.08.2015 um 14:55 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:24 Uhr

Rudolf Strahm hat mit kritischen Beiträgen über das Asylwesen eine Debatte lanciert. So erklärte er etwa, dass manche Menschen «von ihrer Herkunft her» Leistungen des Sozialstaats ausnützen würden und kritisierte die hohe Sozialhilfequote unter Asylbewerbern.

In eine ähnliche Richtung wie der SP-Ökonom äussert sich auch Hans-Jürg Käser, Präsident der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren. In Gegensatz zu den Flüchtlingen aus Ungarn in den 50er-Jahren und jenen aus dem Balkan in den 90-er Jahren sei die Schweiz heute «mit Menschen konfrontiert, in deren Heimat die Arbeit einen anderen Stellenwert hat», erklärt der Berner FDP-Regierungsrat in einem «NZZ»-Interview.

Viele dieser Leute hätten «eine grosse Anspruchshaltung», sagte er weiter. Ist die Kritik an der Mentalität von Flüchtlingen aus SP und FDP berechtigt? Nicht wirklich meint die Flüchtlingshilfe.

Wer einzelnen Flüchtlingsgruppen eine Arbeitskultur unterschiebe, die dazu neige, das schweizerische Sozialsystem auszunützen, unterliege grundlegenden Denkfehlern und leiste der «ungerechten Pauschalisierung» Vorschub, sagt Sprecher Stefan Frey, der selbst lange in Madagaskar arbeitete.

Menschen aus Schwarzafrika würden nicht flüchten, weil sie dort nicht arbeiten wollten, «sondern weil sie keine Perspektive mehr haben». Sie seien in aller Regel Opfer einer Korruptionskultur, «die von den herrschenden und gewalttätigen Eliten seit Jahrzehnten praktiziert wird.»

Als Beispiele nennt Frey Burundi, Zimbabwe, Gambia, Togo oder auch Nigeria. Die Einnahmen aus Rohstoffen, «aber auch grosse Teile der staatlichen Entwicklungsgelder aus dem Norden» würden der Bevölkerung vorenthalten.

Wer sich beruflich ehrlich entfalten wolle, bekomme «die ganze Last des korrupten Apparates zu spüren», so Frey. Und wer es dennoch zu bescheidenem Wohlstand bringe, laufe Gefahr, von Verwandten ausgenutzt oder von Nachbarn sabotiert zu werden. Die «andere Arbeitskultur» sei «nichts anderes als die systematisch vernichtete Eigeninitiative.»

Ausserdem: Wer es bis nach Europa schaffe, sei weder faul noch arbeitsscheu. «Sondern es sind genau jene, die noch genügend Energie und Überlebenswillen haben, um für sich und die Zurückgebliebenen ein neues Leben aufzubauen.» Sie würden vor einer Situation flüchten, die oft «ebenso dramatisch ist wie ein Bürgerkrieg».

Man sterbe an Krankheiten aufgrund von Fehlernährung oder verseuchtem Trinkwasser, Medikamente und Schulen fehlten an allen Ecken und Enden.

Deshalb fordert die Flüchtlingshilfe: «Wir sollten diese Flüchtlinge der unerklärten Kriege mit Schulung, Lehre und Arbeitsintegration unterstützen und gleichzeitig mithelfen, dass in ihren Herkunftsländern menschenwürdige Verhältnisse einziehen und wirtschaftliche Chancen für alle entstehen».

Dann würden diese auch fähig und bereit sein, zurück zu kehren und ihre Länder entwickeln zu helfen. (vuc)

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