Die Gesundheitskosten machen den Schweizern Sorgen. Gemäss dem neusten GFS-Gesundheitsmonitor rechnen 92 Prozent der rund 1200 befragten Stimmberechtigten mit weiterhin steigenden Kosten und Prämien.
Der Kostendruck hat Folgen: Die Solidarität mit Kranken nimmt ab. Das zeigt sich bei seltenen Krankheiten, deren Behandlung sehr teuer ist. Erstmals findet eine Mehrheit von 55 Prozent, dass die Behandlung vom Alter der Patienten abhängig gemacht werden soll, eine Zunahme um elf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. 47 Prozent plädieren für eine finanzielle Obergrenze, jeder Vierte lehnt eine Behandlung bei zu hohen Kosten grundsätzlich ab.
«Das Resultat zeigt, dass Solidarität auch im Gesundheitswesen nicht grenzenlos ist, und kommt einem kleinen Tabubruch gleich», sagt Studienleiter Urs Bieri. «Den seltenen Krankheiten fehlt die Lobby.»
Wo das Risiko einer eigenen Betroffenheit hingegen steigt, mindert sich der Spardruck – wie die Volkskrankheit Krebs zeigt. So finden 91 Prozent, dass Krebsmedikamente grundsätzlich zugänglich sein sollen.
«Legitim, aber extrem heikel»
Moralisch gespalten zeigt sich die Politik. Die Solidarität sei zwar wichtig, sagt etwa SVP-Nationalrat Sebastian Frehner. Sie werde aber über Gebühr strapaziert. «80 Prozent der Gesundheitskosten fallen in den letzten zwei Lebensjahren an, insofern ist diese Debatte legitim», findet der Basler Gesundheitspolitiker. Allerdings sei sie moralisch und ethisch «extrem heikel».
Hinzu komme, dass das Sparpotenzial bei seltenen Krankheiten im Alter aufgrund der tiefen Fallzahlen gering sei. «Mit mehr Wettbewerb im Spitalwesen liessen sich die Kosten deutlich einfacher reduzieren.»
CVP-Nationalrat Christian Lohr (TG) macht die Entwicklung Sorgen. «Im Gesundheitswesen nimmt der Verteilkampf zu», sagt der Gesundheitspolitiker. «Eine Behandlung zur reinen Kosten-Nutzen-Frage zu machen, ist gefährlich. Eine finanzielle Obergrenze zu setzen, lehne ich ab.»
«Keine falschen Hoffnungen machen»
Viel wichtiger sei, die Patienten besser aufzuklären und in die Entscheidungsfindung miteinzubeziehen. «Dazu gehört auch, Patienten nicht falsche Hoffnungen zu machen», so Lohr.
Therapien seien für alle Altersstufen nach qualitativen Kriterien zu bestimmen, betont SP-Nationalrätin Bea Heim (SO). «Von generellen Altersgrenzen halte ich nichts.» Die Diskussion um eine Alterslimite sei eine Scheindebatte, die an den wahren Kostentreibern nichts ändere. «Ich wehre mich gegen jede Art von Zweiklassen-Medizin», so Heim.
Wie viel ist ein Leben wert? Was darf eine Woche, ein Monat, ein Jahr länger leben kosten? Angesichts steigender Gesundheitskosten werden solche Fragen zum Thema. Die Idee, dass nicht alle jede Behandlung zu jedem Preis erhalten sollen, gewinnt an Boden.
Das Erschreckende dabei: Gespart werden soll bei den anderen. Bei den seltenen Krankheiten. Bluten müssten ausgerechnet die Schwächsten.
Im Moment ist es erst ein Gedankenspiel. Dabei muss es auch bleiben. Der Tabubruch würde die Büchse der Pandora öffnen. Heute trifft es die Alten mit seltenen Krankheiten. Und morgen auch die davon betroffenen Jungen oder Senioren mit Krebs? Wer setzt die Grenze und entscheidet damit über Leben und Tod?
Eines muss klar sein: Ein Behandlungsentscheid – dazu gehört auch ein Behandlungsstopp – darf nur mit dem Einverständnis der Betroffenen selbst getroffen werden. Entscheidend dafür sind Aufklärung, Transparenz und Fairness.
Im Ernstfall baut schliesslich jeder darauf, dass er jene Therapie erhält, die für seine Heilung oder eine bessere Lebensqualität am sinnvollsten ist. Der Wert des Lebens lässt sich nicht auf die Kosten reduzieren.
Wie viel ist ein Leben wert? Was darf eine Woche, ein Monat, ein Jahr länger leben kosten? Angesichts steigender Gesundheitskosten werden solche Fragen zum Thema. Die Idee, dass nicht alle jede Behandlung zu jedem Preis erhalten sollen, gewinnt an Boden.
Das Erschreckende dabei: Gespart werden soll bei den anderen. Bei den seltenen Krankheiten. Bluten müssten ausgerechnet die Schwächsten.
Im Moment ist es erst ein Gedankenspiel. Dabei muss es auch bleiben. Der Tabubruch würde die Büchse der Pandora öffnen. Heute trifft es die Alten mit seltenen Krankheiten. Und morgen auch die davon betroffenen Jungen oder Senioren mit Krebs? Wer setzt die Grenze und entscheidet damit über Leben und Tod?
Eines muss klar sein: Ein Behandlungsentscheid – dazu gehört auch ein Behandlungsstopp – darf nur mit dem Einverständnis der Betroffenen selbst getroffen werden. Entscheidend dafür sind Aufklärung, Transparenz und Fairness.
Im Ernstfall baut schliesslich jeder darauf, dass er jene Therapie erhält, die für seine Heilung oder eine bessere Lebensqualität am sinnvollsten ist. Der Wert des Lebens lässt sich nicht auf die Kosten reduzieren.
In der Schweiz gilt eine Krankheit als selten, wenn sie höchstens fünf von 10’000 Personen betrifft. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind derzeit 7000 bis 8000 solcher Krankheiten bekannt. Die meisten von ihnen sind aber kaum erforscht, und praktisch täglich kommen neue hinzu.
Das BAG schätzt, das rund sieben Prozent der Bevölkerung von einer seltenen Krankheit betroffen sind – über eine halbe Million Menschen also. Diese Zahl entspricht jener der Menschen mit Diabetes.
Seltene Krankheiten können lebensbedrohlich sein und erfordern oft eine aufwendige diagnostische Abklärung. 80 Prozent der seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt. (rus)
In der Schweiz gilt eine Krankheit als selten, wenn sie höchstens fünf von 10’000 Personen betrifft. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) sind derzeit 7000 bis 8000 solcher Krankheiten bekannt. Die meisten von ihnen sind aber kaum erforscht, und praktisch täglich kommen neue hinzu.
Das BAG schätzt, das rund sieben Prozent der Bevölkerung von einer seltenen Krankheit betroffen sind – über eine halbe Million Menschen also. Diese Zahl entspricht jener der Menschen mit Diabetes.
Seltene Krankheiten können lebensbedrohlich sein und erfordern oft eine aufwendige diagnostische Abklärung. 80 Prozent der seltenen Krankheiten sind genetisch bedingt. (rus)