Krach in der BDP
Grunders Abrechnung

Eine düstere Zukunft sieht Hans Grunder - die BDP kämpfe «um ihre nackte Existenz». Der Bauernbub sprach mit SonntagsBlick über die Versäumnisse seiner Partei.
Publiziert: 29.05.2016 um 00:29 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:36 Uhr
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Ex-Präsident und Nationalrat Hans Grunder sorgt sich um «seine» BDP.
Foto: Peter Mosimann
Simon Marti und Marcel Odermatt

Gut gelaunt, aber übernächtigt: SonntagsBlick trifft am Freitagnachmittag einen müden Hans Grunder (59). Keine Minute habe er geschlafen, schickt der Nationalrat und Gründungspräsident der BDP voraus. Die Geburt zweier Fohlen hat den Bauernsohn und passionierten Pferdezüchter die ganze Nacht auf Trab gehalten. Auch die nahe Zukunft verspricht dem Berner Politiker wenig Erholung. Nächste Woche steht die Gotthard-Eröffnung auf dem Plan, Grunders Firma hat während Jahren massgeblich am Bau mitgewirkt. Doch der berufliche Höhepunkt wird von der politischen Grosswetterlage verdunkelt. Anfang Woche publizierte der «Tages-Anzeiger» eine Studie, die besagt, dass die Wähler der Mittepartei in keinem Dossier eine übermässige Kompetenz attestieren. Die BDP, welche sich einen Namen als lösungsorientierte Kraft machen wollte, dringt mit ihren Positionen nicht durch.

Grunder ist in Sorge. Um seine Partei, die sein «Baby» gewesen sei. «Es ist für mich schwierig, zu ak­zeptieren, was jetzt passiert», sagt er. «Ich sehe für die Partei eine düstere Zukunft. Die Wahrscheinlichkeit, dass es die BDP in einigen Jahren nicht mehr gibt, ist leider gross.»

Die BDP sei eine Bundesratspartei gewesen, spielte mit im Konzert der Grossen. «Jetzt scheinen viele zu akzeptieren, dass wir eine Art EVP werden.» Die Zeiten, als die BDP gemeinsam mit der Linken und der CVP die politische Agenda bestimmte, sind vorbei. Jetzt kämpft die Partei um ihre nackte Existenz. Die BDP könne längerfristig nur in einer «Allianz der Mitte» überleben, ist Grunder überzeugt. «Aber die Zeichen der Parteileitung deuten eher auf den Alleingang.»

Eigene Basis überrumpelt

Grunder spielt auf die gescheiterte Union mit der CVP an und kritisiert, dass die Parteispitze um Präsident Martin Landolt (47) und Fraktionschefin Rosmarie Quadranti (58) weiterhin auf Solopfaden wandelt.

«Die Union mit der CVP war von unserer Seite schlecht aufgegleist.» Die Parteispitze habe die eigene Basis überrumpelt. «Das konnte nicht gut gehen», so Grunder. Die Chancen, die eine enge Zusammenarbeit in der politischen Mitte böte, würden noch heute nicht gesehen. Nur so sei es zu erklären, dass die BDP-Führung eine engere Kooperation in der Mitte nicht für nötig hält.

Doch für Grunder liegen die Versäumnisse weiter zurück. Nach seinem Abgang von der Parteispitze im Herbst 2012 habe sich die BDP-Führung unter seinem Nachfolger Landolt von der eigenen Bundesrätin entfernt. «Das Verhältnis zwischen Eveline Widmer-Schlumpf und Martin Landolt war von Anfang an belastet. Er war UBS-Banker und sie als Finanzministerin im kalten Krieg mit den Grossbanken», sagt Grunder.

Dass der BDP-Präsident auf Abstand zu Widmer-Schlumpf ging, habe die Magistratin gestört. «Für sie war ein enger Draht zum Präsidenten, wie wir beide ihn hatten, wichtig», betont er. Stattdessen kam es im Wahljahr endgültig zum Bruch: «Die Partei ging im Wahlkampf demonstrativ auf Distanz zur eigenen Bundes­rätin», erinnert sich Grunder. Man wollte nicht als Widmer-Schlumpf-Wahlverein gelten. «Aber eine Partei muss die Trümpfe spielen, die sie hat. Und unser stärkster Trumpf hiess Eveline Widmer-Schlumpf.»

Happige Vorwürfe

Die Wahlen gerieten stattdessen zum Triumph für die SVP. Die BDP sackte ab. Grun­der drängte Widmer-Schlumpf, sich dennoch – auch nach ihrem Rücktritt aus dem Bundesrat – für die Partei einzusetzen, und wollte sie als Vizepräsidentin langfristig einbinden, profitieren von ihrem hervorragenden Ruf im Volk. Sie lehnte ab. «Ohne die offensive Abgrenzungsstrategie der Parteispitze wären die Chancen auf Widmer-Schlumpfs Engagement in der Partei intakt gewesen», ist sich Grunder sicher.

Happige Vorwürfe an die aktuelle Führung der BDP. Parteichef Martin Landolt war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. BDP-Vizepräsident Lorenz Hess (54, BE) sagt zu SonntagsBlick: «Wenn Hans Grunder Kritik anbringen will, kann er das gern parteiintern tun.» Hess hat Verständnis dafür, dass sich der Gründerpräsident um die Partei sorgt. Doch Grunder sei bisweilen zu weit weg vom aktuellen Geschehen in der BDP.

«Dass sich Eveline Widmer-Schlumpf derzeit nicht engagiere, hat aber nichts mit Martin Landolt zu tun.» Hess hofft, dass sich Widmer-Schlumpf künftig doch noch für die Partei einsetzt.

Die von Grunder an­gemahnte Zusammen­arbeit in der Mitte sei ebenfalls noch nicht vom Tisch. «Ziel ist es, bis Ende Jahr eine mögliche Lösung hinzubekommen, in welcher Form auch immer», sagt der BDP-Vize. Politisch sei eine geeinte Mitte in Zeiten starker Polarisierung wichtig. Allerdings gebe es nach wie vor namhafte Parteigrössen, die einen Alleingang der BDP vor­ziehen würden.

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