Sie würden alle geschlossen hinter der Entscheidung stehen, verkündete FDP-Tessin-Präsident Bixio Caprara am Dienstag vor den Medien. Einzig der in Bern bereits bestens bekannte und vernetzte Gesundheitspolitiker Ignazio Cassis (56) wollen die Freisinnigen aus dem Südkanton ins Rennen um den frei werdenden FDP-Sitz im Bundesrat schicken.
Doch ist der Wille der Parteiführung wirklich auch der Wille der Basis? Alle Augen sind derzeit auf die rund 300 Tessiner Delegierten gerichtet, die am 1. August das letzte Wort über die Tessiner FDP-Kandidatur haben werden.
«Die Leute sind gespalten»
Diese haben das Einerticket-Vorhaben der Parteileitung noch lange nicht abgenickt. «Die Leute sind gespalten», sagt Roberto Orsatti, der Sektionspräsident von Bissone. Er betont: «Cassis ist unbestritten.» Aber die Stimmen würden lauter, dass man die Deutschschweizer und Romands damit zu sehr unter Druck setze – und dass auch eine Frau auf das Tessiner Ticket gehöre. «Es könnte also durchaus eine kleine Revolution geben – wenn auch nur eine symbolische», sagt Orsatti.
Topfavoritin für eine Sprengkandidatur durch die Delegierten ist Laura Sadis (56). Die ehemalige National- und Staatsrätin hatte vor Cassis' Einzelnomination als Bundesratskandidatin bereitgestanden.
Keine Formsache
Auch für Gabriele De Lorenzi ist der Tessiner FDP-Sack noch nicht zu: «Über das Einerticket von Cassis wird sicherlich eine heftige Diskussion geführt», sagt der Präsident der Sektion Locarno. Er macht klar: «Die Abstimmung der Delegiertenversammlung ist keine Formsache!»