Kommentar zur SVP-Werbung mit dem Holocaust-Mahnmal
So oder so niederschmetternd

Die Zürcher SVP wirbt mit dem Holocaust-Mahnmal für ihre Begrenzungs-Initiative. Nach ersten empörten Reaktionen wurde der Tweet gelöscht, der Parteisekretär entschuldigte sich. Wars Absicht, wars Dummheit? Ein Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich.
Publiziert: 24.07.2020 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 24.07.2020 um 21:52 Uhr
Andreas Dietrich, Chefredaktor BLICK
Foto: Shane Wilkinson
Andreas Dietrich

Entweder ist es eine bis dahin unvorstellbare Eskalation der Geschmacklosigkeit. Oder es ist ein Beweis vorstellbarer Dummheit und Geschichtsvergessenheit.

Man möchte die Variante Geschmacklosigkeit gern ausschliessen, weil sie ungeheuerlich ist. Aber es fällt schwer. Zu viele Stiefel und zu viel Ungeziefer hat die SVP schon über ihre Plakate marschieren und kriechen lassen. Nazi-Anlehnungen in der Bildsprache, Propaganda mit dem Nazi-Opfer-Mahnmal – es wäre fast schon folgerichtig. Erschreckend folgerichtig.

Dummheit und Geschichtsvergessenheit ist die Variante, wenn man der Zürcher SVP sehr viel Wohlwollen entgegenbringt. Das sagt allerdings auch einiges: Wenn es gegenüber der grössten Kantonalsektion der grössten Partei im Land Wohlwollen braucht, um ihr Verhalten bloss als Idiotie und Ungebildetheit zu sehen.

Zuerst treten, dann kriechen

Anfang Woche hat Andreas Glarner, Möchtegern-Präsident der SVP, junge Leute beleidigt, die ohne astreine Schweizer Namen eine Schweizer Lehre astrein abgeschlossen haben. Und sich nach der Aufregung herausgeredet, er habe das völlig anders gemeint. Wie anders er das gemeint haben könnte, hat nur er selber verstanden.

Zuerst nach unten treten, dann rückwärts kriechen. Das hat bei der SVP System.

Also: Gezielte Geschmacklosigkeit oder von Dummheit geleitete Geschichtslosigkeit? Lassen wir es bei der für die SVP vorteilhaften Variante. Sie ist niederschmetternd genug.

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