Es ist ein zwiespältiger Rekord: Die SVP Aargau stellt mit Maximilian Reimann (seit 1987), Luzi Stamm (seit 1991) und Ulrich Giezendanner (seit 1991) die drei dienstältesten Nationalräte. Deshalb reagierte die Partei vor gut einem Jahr. Seither gilt die Regelung, dass Nationalräte, die älter als 63 Jahre oder länger als 16 Jahre im Amt sind, für eine erneute Nomination eine Zweidrittelmehrheit im Kantonalvorstand und am Parteitag benötigen.
4 der 7 SVP-Nationalräte weg
Diese Altersguillotine wird den SVP-Schlachtrösser zum Verhängnis. Die Vier werden laut «Aargauer Zeitung» im Herbst 2019 nicht auf der Nationalratsliste der stärksten Aargauer Partei stehen.
Reimann, der älteste Parlamentarier in Bern, will sich dem Nominationsverfahren der SVP nicht unterziehen. Rolf Jäggi, Leiter der Findungskommission, sagt zur «AZ»: «Maximilian Reimann hat uns informiert, dass er das Nominationsverfahren der SVP für die Nationalratswahlen 2019 nicht durchlaufen und seinen Platz auf der Liste zur Verfügung stellen werde.»
Reimann habe der Kommission aber auch mitgeteilt, «dass dies nicht zwingend heisse, dass er sich aus der Politik zurückziehe», so Jäggi weiter. Das bedeutet: Reimann spielt mit dem Gedanken, ob er auf einer Seniorenliste kandidiert.
Stamm abgesägt
Brisanz birgt der Fall von Luzi Stamm: Er hat die Unterstützung seiner Partei verloren. «Wir haben mit Luzi Stamm ein Gespräch geführt und ihm mitgeteilt, dass die Findungskommission zum Schluss gekommen ist, ihn aus Rücksicht auf seine Gesundheit nicht mehr für die Nationalratswahlen zu nominieren», so Jäggi. Die Kommission sei «aufgrund diverser Eindrücke in letzter Zeit zum Schluss gekommen, dass es seiner Gesundheit nicht zuträglich wäre, nächstes Jahr in einen intensiven Wahlkampf zu steigen». Stamm wird nun das Gespräch suchen.
Giezendanner hat seinen Verzicht auf die Kandidatur schon länger angekündigt. Flückiger sagte in einem Interview mit Tele M1 am Dienstag, dass sie nicht mehr kandidiere. Reimann und Stamm haben sich bisher dazu noch nicht geäussert.
Kommt nun Giezi Junior und Bertschi?
«Vielleicht hätten wir uns einen sanfteren Generationenwechsel gewünscht, nicht gleich mit vier Vakanzen auf einmal», sagt Jäggi. «Aber die Politik ist kein Wunschkonzert.»
Des einen Frust, des anderen Freude: Die vielen Abgänge eröffnen den Jungen eine Chance auf einen Sitz im nationalen Parlament. Allen voran Benjamin Giezendanner (35), dem Sohn von Ulrich Giezendanner. Im letzten Jahr hat sich «Giezi junior» als Grossratspräsident einen grossen Bekanntheitsgrad erarbeitet.
Gute Chancen hat sicherlich auch Stefanie Heimgartner (30), die Präsidentin der SVP Frauen Aargau. «Ich persönlich werde sicher Anspruch auf den Sitz erheben», gibt sie sich bereits kämpferisch. Möglich, dass auch Grossrätin und SVP-Shootingstar Karin Bertschi (27) ins Rennen steigt. (voi/nmz)