Herr Unteregger, fehlt der FDP der Witz, dass diese Sie zu Hilfe ruft?
Fabian Unteregger: Bei «Giacobbo/Müller» hat FDP-Präsident Philipp Müller mit Harry Hasler Carsharing gemacht. Er hat Witz! Angesichts der Umfragewerte sind es derzeit andere Parteien, die gerne mehr zu lachen hätten. Die Grünen beweisen ja gerade, dass sie biologisch abbaubar sind.
Woher kommt diese Rücksicht auf die FDP? Wes Brot ich ess, des Lied ich sing?
Nein, ich nehme grundsätzlich alle Parteien aufs Korn! Zumindest jene, die es bis Samstag noch gibt.
Wieso treten Sie aber am «Tag der FDP» auf? Damit lassen sie sich doch für den FDP-Wahlkampf einspannen.
Offenbar besteht bei der FDP ein Unterhaltungsbedürfnis – und ich bin zufällig in diesem Bereich tätig. Es ist doch lässig, wenn die Parteien Humor haben. Und ich erhalte einen Einblick, wie die Leute da ticken. Für mich steht die Unterhaltung im Vordergrund.
Aber eben, damit lassen Sie auch Sympathie für die FDP durchblicken.
Ach was. Ich bin Dienstleister, also leiste ich Dienst!
Und welche Partei wählen Sie? Sind Sie gar Parteimitglied?
Ich sage hier doch nicht, wen ich wähle. In einer Partei bin ich auch nicht. Aber ich wünsche mir grundsätzlich mehr Sachpolitik und mehr Unternehmertum in Bern.
Mehr Unternehmertum? Also doch ein Freisinniger!
Wichtig ist für mich, dass die Schweiz auch in einer Dekade noch ein erstklassiger Knowhow-, Unternehmens- und Bildungsstandort ist. Wenn man sich die rasante technologische Entwicklung anschaut, frage ich mich aber, ob die Schweizer Politik da mithalten kann.
Sie sagen nicht, wen Sie wählen. Wählen Sie trotzdem: Welche Partei ist die Witzigste?
(lacht laut) Im Moment die SVP. Die hat mit ihrem Willy-Song etwas Geschicktes gemacht. Alle reden davon und die ganze Partei singt mit – ausser Fredi Heer. Ich finde es toll, wenn sich eine Partei etwas getraut und nicht im grauen Kleid, sondern mit Farbe, Pfiff und Witz daherkommt. Vom Geissbock Zottel zum Plüschhund Willy, das ist doch ein witziger Ansatz – und ganz im Sinne des Tierschutzes. Ich frage mich bloss, ob man mit Singen auch Probleme löst.
Sind Polparteien wie die SVP für einen Comedian am spannendsten, weil es dort am meisten klöpft und tätscht?
Nein, die Mitte ist ebenso spannend. Zum Beispiel die BDP mit ihrer Bundesrätin, da weiss man nie, obs zur Explosion oder Implosion kommt (lacht). Allerdings ist der Unterhaltungswert der Politik ennet der Grenze meist grösser. Denken Sie nur schon mal die USA und die Haartracht von Donald Trump!
Sie parodieren allerlei Schweizer Politiker. Wer ist dabei Ihre Lieblingsfigur?
Das kann ich nicht sagen. Auf SRF 3 parodiere ich mittlerweile über 40 Nasen.
Wen parodieren Sie am Tag der FDP?
Um Felix Gutzwiller werde ich wohl kaum herumkommen. Er tritt als Ständerat zurück und ist zum letzten Mal da. Ich hatte ihn als Professor und habe ihn deshalb noch im Ohr. (Stellt auf Gutzwillers Stimme um.) Ähm – er ist der – ähm – grosse Meister –ähm – zwischen den Sätzen. (Spricht wieder normal.) Ich bin selber gespannt, was mir zu ihm noch in den Sinn kommt.
Und sonst?
Ich werde Didier Burkhalter gut zureden, dass er sich etwas mehr politisch unkorrekt äussert. Und werde vielleicht Johann Schneider-Ammann darauf hinweisen, da es da noch Rhetorik-Sprachkurse gibt (lacht). Ich werde aber nicht nur die Politik aufs Korn nehmen. Die Aktualität hat mehr zu bieten als bloss die Parlamentswahlen. Es wird sicher viel spontan passieren. Bei diesem grossen Publikum werde ich auf die Leute zu reagieren versuchen.
Was haben Komiker und Politiker eigentlich gemeinsam?
Politiker sind Komiker mit Nationalratssitzen. Bloss haben die Komiker begriffen, dass man sich nicht so wahnsinnig ernst nehmen darf (lacht).
Und der grösste Unterschied?
Komiker verstehen Zusammenhänge. Politiker behaupten, sie verstünden Zusammenhänge.
Sie stellen Politiker dar, sind Sie selber an Politik interessiert?
Grundsätzlich bin ich ein neugieriger Mensch. Mich interessieren Zusammenhänge. Besonders, wenn es um relevante Fragen geht, zum Beispiel das Verhältnis zur EU. Das muss jeden interessieren! Wir haben mit der direkten Demokratie ein einzigartiges System, ein besonderes Privileg. Das sind sich leider nicht alle bewusst, wenn man die Stimmbeteiligung sieht. Deshalb sage ich: Ab an die Urne!
Und Sie gehen mit gutem Beispiel voran?
Absolut! Ich gehe wählen. Aber zugegeben, auf Abstimmungen habe ich auch schon verzichtet. Aber wenn es wichtig ist, kneife ich mich in den Hintern und fülle das Stimmcouvert aus!
Eine letzte Frage: Folgt auf die Komiker- dereinst eine Politiker-Karriere?
Nein, das glaube ich nicht. Als Mediziner und Comedian verfüge ich über zwei wunderbare Tätigkeitsbereiche. Solange Politiker nicht lustiger sind als Komiker sind, bleibe ich der Comedy treu und schaue parallel dazu zur Gesundheit meiner Mitbürger.
Hinweis: Ab Herbst ist Unteregger mit seinem neuen Programm «Doktorspiele» auf Tournee.