Roger Köppel will in den Ständerat und hat festgestellt, dass derzeit vor allem ein Thema die Leute zu mobilisieren vermag: das Klima.
Schmelzende Gletscher, saure Meere, Dürren, überflutete Küstenregionen, Ernteausfälle sowie die Aussicht auf unbewohnbar heisse Städte und Millionen Klimaflüchtlinge – bis dahin hat Roger Köppel die Ernsthaftigkeit der Menschen, die unseren Planeten retten wollen, unterschätzt. Sogar «brutal unterschätzt», wie er der NZZ sagte.
Köppel «greift an»
Aber jetzt ist er erwacht. Jetzt will auch er als Politiker von den boomenden Umweltsorgen profitieren und «angreifen», wie er sagt. Jetzt peppt er sein Anti-EU-Profil mit trommelschlagenden Anti-Klima-Parolen auf.
Wie immer bei seinen Auftritten mimt er auch im Wahlkampf den Gutgelaunten, ergänzt durch den um Aufklärung Ringenden. Wir nehmen ihm beide Posen nicht ab, verabscheuen aber auch ihren Unterhaltungswert nicht.
Unbelehrbare einsammeln
Er präsentiert sich nicht wie Trump als Klimaleugner, nein, Skepsis säen genügt. Es mag Tausende von Studien geben, die den Klimawandel als menschengemacht ausweisen, aber Köppel erinnert sich an den Radiobeitrag seiner Kindheit über eine Studie, die eine massive Abkühlung der Erde voraussagte. Muss man da Studien nicht generell in Zweifel ziehen?
Natürlich nicht. Aber die Unbelehrbaren, die immer noch glauben, der Klimawandel lasse sich verdrängen wie ein unaufgeräumter Keller, die sammelt Köppel so ein.
Im Tarnmäntelchen des kritischen Geistes distanziert er sich von den Klimabewegten, denen er eine blindgläubige «Ergriffenheitsstimmung» nachsagt, ein «messianisch-apokalyptisches Sichhineinsteigern in eine Art Weltuntergangstrance». An den Köppelschen Zuschreibungen mag eine selbsttrunkene Eigendynamik beobachtbar sein, fantasievoll sind sie allemal.
«Rot-grüne Klimakolchose»
Schlaff dagegen sein Versuch, die Klimabesorgten in eine kommunistische Ecke zu stellen: Inwiefern FDP, SP, Grüne, Grünliberale und die unparteiliche Klimademo-Bewegung eine «rot-grüne Umweltdiktatur» schaffen oder eine «rot-grüne Klimakolchose», bleibt Köppels Geheimnis.
Der schrille Anti-Klima-Wahlkampf stösst sogar in seiner Partei, der SVP, auf Ablehnung. Ihm ist das egal. In der faktenarmen Köppelshow geht es nur um einen: Köppel.
Alles werde gut.
Ursula von Arx hat drei Kinder und fragt sich, ob sie den Klimawandel ernst genug nimmt. Sie schreibt jeden zweiten Montag im BLICK.