Das Verhältnis der SVP zu den Medien ist ein gespaltenes: Während man im Alltag recht gut miteinander auskommt und die SVP auch immer wieder gern eigene Ideen öffentlichkeitswirksam über Zeitungen, Radio- und TV-Sendungen lanciert, bekommen die Journalisten an jeder Delegiertenversammlung der grössten Schweizer Partei ihr Fett weg. Die «linken» Medien, die die SVP-Politik immer nur verunglimpfen würden – das gab es an jeder Parteiversammlung gratis zur Traktandenliste dazu.
Es war darum spannend zu sehen, welches Kritik-Feuerwerk auf die Medien an einer Delegiertenversammlung abgefeuert werden würde, an der es ausschliesslich um Medien ging. Auf dem Programm der Delegiertenversammlung, die am Samstag in Confignon GE stattfand. stand nämlich nur eine Entscheidung: die Parolenfassung zur No-Billag-Initiative.
Sie störten sich vor allem an der «linken Ideologie» der SRG
Um es vorweg zu nehmen: Grosse Raketen wurden nicht abgefeuert. Selbst Roger Köppel (52), der einen Überblick über die Entwicklung der Schweizer Medienlandschaft geben sollte, blieb rhetorisch unter seinen Möglichkeiten.
Er erntete ein paar Lacher, als er sagte, dass «die Sendungen unseres Staatsfernsehen das einzige mir bekannte Schlafmittel sind, das mit den Augen eingenommen wird». Und Applaus, als er «die linke Ideologie der SRG» anprangerte und ihr vorwarf, ihre Macht zu missbrauchen, um unliebsame Politiker und Unternehmer an den Pranger zu stellen, das Publikum zu manipulieren und journalistische Fehlleistungen am Laufband hervorzubringen.
«Wir wären alle proeuropäisch und sozialistisch»
Da war man sich von Parteidoyen Christoph Blocher (77) und dem ehemaligen Fraktionschef Adrian Amstutz (64) anderes gewohnt. Am nächsten an diesen Standard kam noch Céline Amaudruz (38), die sich gegen eine «SRG-Gehirnwäsche» wehrte: «Würden wir alle so denken, handeln und abstimmen, wo die SRG uns hinlenkt, wären wir alle proeuropäisch, sozialistisch und unkritisch gegenüber Bundesbern», so die Genfer SVP-Nationalrätin.
Das fürchteten auch die Delegierten. Wie vom Parteivorstand vorgeschlagen, fassten SVP-Mitglieder die Ja-Parole, deutlich mit zu 239 zu 17 Stimmen und 5 Enthaltungen. Ganz mit einer Zunge spricht die SVP in dieser Frage also nicht.
Die Schweiz stimmt wieder ab: Erklärungen zu allen Initiativen, aktuelle News und prominente Stimmen zum Thema finden Sie hier.
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Dazu haben vielleicht auch jene Delegierte beigetragen, die noch einmal dringlich daran erinnerten, dass weder Volkskultur noch Sportanlässe wie das Lauberhornrennen nicht mehr möglich wären. Und die fürchten, dass die SVP bei einer Ja-Parole zur Initiative viele Wähler vergraulen könnte.