Knall bei den Krankenkassen: Die 13 grössten Krankenversicherer gründen einen neuen Verband. Damit solle die Interessensvertretung der Krankenversicherungsbranche gestärkt werden, teilte der neue Verband am Donnerstag mit.
Dieser hat derzeit noch keinen Namen. Auch wer den neuen Verband führen wird, ist noch offen. Er soll aber bereits Anfang kommendes Jahr seine Arbeit aufnehmen, wie es weiter heisst. Gleichzeitig sistieren die Krankenkassen ihre Mitgliedschaft in den jeweiligen Verbänden Santésuisse und Curafutura.
Es handelt sich um die Versicherer Assura, Atupri, Concordia, CSS, EGK, Groupe Mutuel, Helsana, KPT, ÖKK, Sanitas, Swica, Sympany und Visana. Weitere Mitglieder seien im neuen Verband willkommen.
Künftig mit einer Stimme sprechen
Der Streit um den neuen Arzttarif hat gezeigt, wie tief die Krankenkassen zerstritten sind. Helsana, CSS und Sanitas waren bisher im Verband Curafutura organisiert, die meisten anderen Versicherer bei Santésuisse. Die Branche sprach daher nicht mit einer Stimme.
Den Ausschlag für den Neuanfang habe der Streit um den ambulanten Tarif gegeben. «Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte», sagte KPT-CEO Thomas Harnischberg (62) am Donnerstag in einem Interview mit der «NZZ». Das sei das gesundheitspolitisch wichtigste Geschäft seit langem.
Santésuisse spannte bei der Auseinandersetzung um den neuen Arzttarif mit den Spitälern zusammen. Derweil verbrüderte sich Curafutura mit den Ärzten. Jahrelang haben sich die Krankenversicherer also zwei konkurrierende Verbände geleistet. Jetzt werden diese aufgelöst. Zweck des neuen Verbands sei es, die Krankenversicherungsbranche zu einen und mit einer Stimme zu sprechen. Die Gründungsmitglieder vertreten laut Mitteilung heute bereits über 90 Prozent der Grundversicherten der Schweiz.
Der Bundesrat entschied am Mittwoch, die veraltete Tarifstruktur für ambulante ärztliche Leistungen namens Tarmed per Anfang Januar 2026 abzulösen. Er genehmigte die neue Einzelleistungstarifstruktur Tardoc sowie die ersten ambulanten Pauschalen.
Santésuisse und Ärztevereinigung begrüssen Vereinheitlichung
Santésuisse stehe voll hinter der Neugründung, erklärte Direktorin Verena Nold (61) am Donnerstagnachmittag. Zwei Verbände seien im Politikbereich nie zielführend gewesen. Es habe immer wieder Bestrebungen für eine Wiedervereinigung gegeben. Ihr Verband werde damit nicht verschwinden oder in der neuen Körperschaft aufgehen. Einzig die Sparte Kommunikation und Politik werde man mit dem neuen Verband teilen. Alle anderen Tätigkeitsbereiche von Santésuisse blieben bestehen.
Die Ärztevereinigung FMH ortete im neuen Branchenverband ebenfalls eine Chance für konstruktive Lösungen bei den Tarifen, wie sie in einem Communiqué mitteilte. Ein unbelasteter Neustart könne einen Ausweg aus der Zerstrittenheit aufzeigen. Dem neuen Verband sicherte die Ärztevereinigung ihre Zusammenarbeit zu.
Der Krankenkassenverband Curafutura teilte mit, er nehme die Gründung eines neuen Verbands per Anfang 2025 zur Kenntnis. Bis dahin werde Curafutura «die Aufgaben im Bereich der Gesundheitspolitik und der Tarife wahrnehmen».