Der Mister Turnaround gibt die Parteispitze ab. Philipp Müller hat den jahrzehntelangen Niedergang des Freisinns gestoppt und bei den letzten Wahlen erstmals wieder ein Wachstum der Wähleranteile erzielt. Doch trotz dieses Erfolgs hat der 63-jährige Gipser aus dem Aargau jetzt genug. Er stellt das FDP-Präsidium zur Verfügung.
An der Medienkonferenz begründet Müller den Rücktritt mit Parteiräson: «Wäre ich nochmals angetreten, hätte das bedeutet, dass ich nochmals die ganze Legislatur als Präsident hätte machen müssen.» Denn kurz vor den Wahlen sei ein Rücktritt nicht sinnvoll. Offenbar wollte sich der 63-jährige Müller also nicht nochmals für vier Jahre verpflichten.
Unfall hatte keinen Einfluss
Stattdessen solle die Partei einen neuen Präsidenten bestimmen, der Zeit habe, sich auf die Wahlen 2019 vorzubereiten, so Müller. Einen Zusammenhang seines Rücktritts mit dem Verkehrsunfall vom September schliesst Müller explizit aus. Er stehe aber weiter in regelmässigem Kontakt mit den Eltern des Opfers.
Dieses könne inzwischen wieder gehen, mit einer Krücke. Das Opfer werde keine bleibenden Schäden davontragen. «Da waren viele Schutzengel im Einsatz.» Er selbst habe verschiedene medizinische Tests gemacht. «Die Diagnose ist anlagebedingte Schlafapnoe. Ich bin ein Kandidat für Sekundenschlaf», sagt Müller. Mit einem Prozess rechnet er nicht.
Kein Bock auf Bundesrat
Müller sagt: «Die innere Parteileitung war seit letztem März über meine Rücktrittspläne informiert.» Zugleich dementiert Müller Bundesratsambitionen: «Ich bin nicht nach Bern gekommen, um Bundesrat zu werden. Das entspricht nicht meiner Lebensplanung und meinem Freiheitsdrang.»
Auf Twitter bedanken sich Parteifreunde bei Müller für seine geleistete Arbeit.
Für die Suche nach einem Nachfolger will die FDP nun eine Findungskommission einsetzen. Bis Ende Februar haben die Kantonalparteien Zeit, mögliche FDP-Präsidenten zu nominieren. Die Findungskommission wird bis März valable Kandidaten küren. Noch-Präsident Philipp Müller will sich nicht zu allfälligen Nachfolgern äussern.
Seine politische Laufbahn auf eidgenössischer Ebene startete Müller 2003 mit der Wahl in den Nationalrat. Zuvor war er zwischen 1997 und 2004 Mitglied des Aargauer Grossrats. Von 1996 bis 2004 hatte er die FDP-Ortspartei Reinach AG geleitet. Bei den vergangenen Wahlen vom Oktober schaffte der selbstständige Generalbauunternehmer den Sprung vom National- in den Ständerat.