Knall bei den Grünliberalen: Martin Bäumle, Präsident der jungen Partei und Parteivater gibt im Sommer sein Parteipräsidium ab. «Die Grünliberalen haben sich in der Schweizer Politik etabliert», zitiert seine Partei Martin Bäumle. Sie hätten «die Verbindung von Wirtschaft und Umwelt auf die politische Agenda gebracht». So könne er nun «das Parteipräsidium optimistisch und mit gutem Gewissen in neue Hände geben».
Doch wer wird dies sein? Die Nachfolge von Bäumle soll an der Delegiertenversammlung vom 26. August gewählt werden, so die GLP. Und ganz weg vom Politparkett ist Bäumle aber nicht: Er bleibt Nationalrat und in der Geschäftsleitung der GLP.
Am Anfang der GLP stand ein Streit mit den Grünen
Bäumle politisierte zunächst bei den Grünen im Kanton Zürich und wurde 2003 auch als deren Vertreter in den Nationalrat gewählt. Nach einem Richtungsstreit in der Zürcher Kantonalpartei gründete er mit Gleichgesinnten die Grünliberale Partei Kanton Zürich und wurde deren Co-Präsident. 2007 folgte die Gründung der GLP Schweiz, deren Präsident er seitdem ist.
Den bisherigen Höhepunkt erlebten die Grünliberalen im Jahr 2011, als sie mit 12 Sitzen im Nationalrat und 2 im Ständerat Fraktionsstärke erreichten. Inzwischen waren auch zahlreiche Kantonalparteien dazugekommen.
Die GLP ist zwar klar ökologisch positioniert, in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen aber bürgerlicher orientiert als die Grünen.
Ärger bei Green Cross
Bäumle ist seit 1998 Stadtrat von Dübendorf ZH, wo er als Finanzvorstand amtet. Schlagzeilen machte er in letzter Zeit aber vor allem als Präsident von Green Cross Schweiz, einer Organisation, die sich für die Bewältigung von Folgeschäden aus Industrie- und Militärkatastrophen sowie von Altlasten des Kalten Krieges in Osteuropa, den USA und in Vietnam einsetzt.
Die Schweizer Organisation hat sich mit Green Cross International (GCI) überworfen. Bäumle bezichtigt die ehemalige Führung von GCI, für die finanzielle Krise der NGO verantwortlich zu sein. Er amtet derzeit als interimistischer GCI-Präsident.
Die Parteiarbeit forderte von Bäumle auch schon ihren Tribut. 2012 erlitt er einen Schwächeanfall, 2014 einen Herzinfarkt. 2015 kam dann der Absturz für die Grünliberalen: Im Frühling schickte das Stimmvolk ihre Initiative «Energie- statt Mehrwertsteuer» mit 92 Prozent Nein-Stimmen bachab. Bei den Nationalen Wahlen im Herbst schrumpfte die Zahl der Nationalratsmandate auf 7, in der kleinen Kammer ist die Partei nicht mehr vertreten.
AHV-Reform dank GLP angenommen
Trotz ihrer Grösse: GLP-Fraktion hinterlässt doch immer wieder Spuren in der Bundespolitik. So gestalteten sie die Energiewende mit, über die am Sonntag abgestimmt wird. Und die AHV-Reform schaffte es nur dank einer Kehrtwende der Grünliberalen durchs Parlament. (SDA/sf/vfc)