Tausende von Schweizer Kindern werden mit Ritalin behandelt, weil sie an einem Aufmerksamkeitsdefizit leiden. Doch diese Diagnose werde viel zu häufig gestellt, findet SVP-Nationalrätin Yvette Estermann.
Sie reicht deshalb heute einen Vorstoss ein, damit der Bundesrat Massnahmen ergreift, den Konsum einzuschränken. «Jedes Medikament wie Ritalin, welches Kindern und Jugendlichen verschrieben wird, ist eines zu viel», so die Luzernerin.
Es müsse vermehrt nach den Ursachen der Unaufmerksamkeit geforscht werden, fordert Estermann. Denn über 90 Prozent der Kinder würden falsch behandelt, sagt sie mit Verweis auf einen Uno-Beauftragten. Für sie alle sei Ritalin deshalb eine «Droge».
Erst gestern Dienstag lehnte der Ständerat einen Vorstoss der Gesundheitskommission der Grossen Kammer ab, welcher die Verschreibung einschränken wollte. «Kinder und Eltern leiden weiter», klagt Estermann.
Deshalb wolle sie mit ihrer neuen Motion Druck machen. Diese ist breit abgestützt. Vertreter aus SP, FDP, CVP, SVP und GLP haben sie mitunterzeichnet.
Gemäss Bundesrat hat die Verschreibung von Ritalin zugenommen, doch würden Kinder nicht missbräuchlich behandelt. Dennoch will er prüfen lassen, ob die Behandlungsqualität verbessert werden kann. Die Regierung will die Entwicklung im Auge behalten und die Anzahl Verschreibungen künftig beobachten.
Vom Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) sind gemäss Bundesratsbericht in der Schweiz rund 3 bis 5 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Schulalter betroffen. Gemäss den verfügbaren Daten werde ein Viertel von ihnen mit Ritalin behandelt. (vuc)