Kiffen auf Rezept wird einfacher – bleibt aber sehr teuer
Eine Dosis Cannabis kostet sie 700 Franken

Ab dem 1. August ist Cannabis zu medizinischen Zwecken einfacher erhältlich. Die querschnittgelähmte Franziska Quadri freut das. Doch sie kritisiert: «Nur Reiche können sich legales Cannabis leisten.»
Publiziert: 27.07.2022 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2022 um 11:31 Uhr
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Franziska Quadri konsumiert Cannabis, um ihre Schmerzen zu lindern.
Foto: Zvg
Lea Hartmann

Kiffen ist gut für die Gesundheit? Im Fall von Franziska Quadri (47) stimmt das. Die Zürcherin ist seit einem Gleitschirmunfall vor 13 Jahren vom Hals abwärts gelähmt und hat heftige Schmerzen. «Ich habe relativ schnell gemerkt, dass Cannabis mir hilft», erzählt sie. Nicht nur gegen die Schmerzen, sondern auch gegen die spastischen Krämpfe.

Ab nächster Woche wird Menschen wie Quadri der Zugang zu medizinischem Cannabis erleichtert. Ab 1. August müssen Ärzte nicht mehr die Bewilligung vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) einholen, um diesen zu verschreiben. Das Parlament hatte die entsprechende Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vergangenes Jahr beschlossen.

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«Eine riesige Chance»

Quadri freut sich über den Schritt, für den sie sich als Präsidentin des Vereins Medical Cannabis (Medcan), der die Interessen von Cannabis-Patientinnen und -Patienten vertritt, eingesetzt hat. «Die Gesetzesänderung ist eine riesige Chance für neue Cannabis-Patienten», sagt sie. Vor allem, weil dem Einsatz von Cannabis in der Medizin dadurch, so ihre Hoffnung, künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Doch viele Hürden bleiben. Die grösste ist wohl der Preis. Denn einerseits ist medizinisches Cannabis teuer, andererseits braucht Quadri eine hohe Dosis, um die Schmerzen in Schach zu halten.

«Das Medikament kostete mich 700 Franken pro Tag», sagt Quadri. «Das ist völlig jenseits!» Die Krankenkasse zahlt nur in Ausnahmefällen. Im Fall von Quadri zu Beginn schon, doch dann wurde es zu teuer. Darum konsumiert sie Cannabis inzwischen wieder illegal.

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Zahlen müssen Patienten weiterhin selbst

Am Selbstzahler-Prinzip ändert sich vorerst nichts. Der Bundesrat begründet das damit, dass die Wirksamkeit von Medizinalcannabis nicht genügend nachgewiesen sei. «Faktisch bedeutet das: Nur Reiche können sich legales Cannabis leisten», kritisiert Quadri.

Ein weiteres Problem, mit dem Betroffene bisher konfrontiert waren: Heute sind in der Schweiz nur sehr wenige Präparate zugelassen. Das, glaubt die Cannabis-Patientin, wird sich nun ändern. Und sie hofft, dass auch die Kosten mittelfristig sinken. In Deutschland ist eine ähnliche Regelung seit 2017 in Kraft. «Die Preise sind seither massiv heruntergekommen», sagt sie.

Quadri kann nicht verstehen, warum sich die Politik so schwertut, den Zugang zu Cannabis für Schmerzpatientinnen wie sie zu erleichtern. «Ich könnte mir problemlos für 20'000 oder 30'000 Franken eine Schmerzpumpe implantieren lassen, die mir Medikamente direkt ins Rückenmark spritzen würde.» Doch diese müsste sie alle sechs Wochen auffüllen lassen. «Wenn ich einen Joint rauche, habe ich den gleichen Effekt – einfach auf natürliche Art und Weise und viel günstiger.»

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