Obwohl in der Schweiz derzeit Corona-Impfstoff im Überfluss vorhanden ist, müssen sich Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer gedulden. Frühestens im Herbst sollen sie sich in ihrer Heimat impfen lassen können. So steht es im Corona-Plan des Bundesrats für die kommenden Monate.
Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) ist sauer. Präsident Remo Gysin (76) wirft der Landesregierung Rechtsbruch vor. «Aus unserem Blickwinkel ist das eine klare Verletzung der Rechtsgleichheit», sagt er zu SRF. Auch Schweizerinnen und Schweizer im Ausland müssten Zugang zur Impfung haben.
Ohne Krankenkasse keine Schweizer Impfung
Blick hat bereits Ende Mai berichtet, dass viele Auslandschweizer keine Chance haben, an die Impfung zu kommen. In vielen Staaten hat erst ein Bruchteil der Bevölkerung eine Impfdosis erhalten. Auf den Philippinen beispielsweise sind laut «Our World in Data» erst vier Prozent der Bevölkerung geimpft. Auswanderer Christian Stäbler (63) gehört zu den 96 Prozent, die noch warten müssen.
Wie Blick schrieb, wäre er bereit heimzufliegen und sämtliche Kosten für die Impfung zu übernehmen. Doch weil er – wie fast alle Schweizer Auswandererinnen und Auswanderer – in der Schweiz nicht mehr krankenversichert ist, ist ihm die Impfung in der Schweiz verwehrt.
Hilferuf ans EDA
Die Auslandschweizer-Organisation lobbyiert seit Wochen für eine Lösung. Letzte Woche hat sie einen Hilferuf ans EDA geschickt. Der Bund müsse jetzt dringend handeln und nicht erst im Herbst, sagt Gysin. In Thailand beispielsweise, wo die Fallzahlen wieder stark steigen, könnten sich Ausländer derzeit nicht impfen lassen. Frankreich schicke Impfdosen, damit Auswandererinnen und Auswanderer Zugang zur Impfung erhalten. «Das muss die Schweiz auch können», findet Gysin.
Laut dem Aussendepartement (EDA) besteht allerdings das Problem, dass in den Kaufverträgen festgehalten ist, dass die Impfstoffe nur in der Schweiz eingesetzt werden dürfen. Wie SRF berichtet, steht das Bundesamt für Gesundheit aber in Kontakt mit Pfizer/Biontech und Moderna und klärt ab, ob eine Verabreichung im Ausland möglich ist. Zudem prüft das EDA die Impfung von Auslandschweizern ohne Schweizer Versicherung. (lha)