Fachkräfte aus Amerika oder dem asiatischen Raum müssen draussen bleiben, denn die Kontingente für Nicht-EU-Ländern sind aufgebraucht. Besonders für den Wirtschaftsstandort Schweiz wird dies zum Problem, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Der Pharmakonzern Novartis musste deshalb sein Ausbildungsprogramm in der Schweiz verkleinern. Teile davon wurden ins Ausland verlegt.
Auch der zweite Basler Pharmariese Roche sei auf Mitarbeitern aus Drittstaaten angewiesen, wie Sprecherin Ulrike Engels-Lange betont.
Überstürzte MEI-Reaktion?
Auslöser der Kontingentierung war die Masseneinwanderungsinitiative, über die Heute im Nationalrat debattiert wird (BLICK berichtet live ab 15 Uhr). Aufgeschreckt ob des Volksentscheides beschloss der Bundesrat 2014, die Vergabepraxis von Aufenthaltsbewilligungen anzupassen.
Statt 3500 werden nur noch 2000 Aufenthaltsbewilligungen vergeben, Kurzbewilligungen wurden von 5000 auf 4000 gekürzt. Jeder Kanton erhält ein Kontingent, der Bund selbst behält aber die Hälfte der Kontingente.
Haben die Kantone ihre Quote ausgeschöpft, können sie beim Bund zusätzliche Bewilligungen beantragen.
Im letzten Jahr war dies kein Problem, da übriggebliebene Kontingente aus 2014 übernommen werden konnte. Heute sieht es anders aus. Laut der «Aargauer Zeitung» reichten die Kontingente für Basel-Stadt gerade mal bis Februar, in Genf bis März und in Zürich immerhin bis April.
Alarmierend sei es, sagt Regierungsrat Christoph Brutschin, der auch die Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz der Kantone präsidiert. «Wir müssen nun schauen, wie wir uns durchhangeln.» Die Firmen zeigten sich ohnehin schon länger zurückhaltend. «Aber das ist eigentlich nicht im Sinne des Wirtschaftsstandorts.»
Sturer Bundesrat
FDP-Nationalrat und Direktor des Schweizer Gewerbeverbandes Hans-Ulrich Bigler zeigt sich beunruhigt, die Kontingente müssen wieder den Bedürfnissen der Wirtschaft angepasst werden.
Zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte seien so gefährdet. CVP-Präsident Gerhard Pfister fordert vom Bundesrat, die Kontingente zu erhöhen. Auch SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz sieht hier Optimierungsbedarf.
Die Schweiz brauche die besten Spezialisten aus aller Welt und nicht einfach eine unkontrollierte Massenzuwanderung aus der EU.
Der Bundesrat blieb bisher stur. Bereits 2015 haben die Kantone bei Justizministerin Simonetta Sommaruga angeklopft. Eine Erhöhung der Kontingente würde «dem Ziel einer besseren Ausschöpfung des inländischen Arbeitskräftepotenzials zuwiderlaufen», argumentierte der Bundesrat damals. (shu)