Kein Verfahren wegen Wahlbetrug, keine Anzeige wegen Telefonaufnahmen
Alles easy zwischen Izzy-Cedi und SVP-Locher

Der Zürcher SVP-Politiker Stefan Locher hat bei einem Scherzanruf des Social-Magazins «Izzy» keinen Wahlbetrug begangen. Das entschied die Staatsanwaltschaft. Der Entscheid gibt Locher Auftrieb: Jetzt will er erst recht als Politiker durchstarten.
Publiziert: 02.05.2019 um 23:43 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 15:23 Uhr
Guido Felder

Der Zürcher SVP-Politiker Stefan Locher (41) kann aufatmen: Wie BLICK-Recherchen zeigen, wird die Zürcher Staatsanwaltschaft nach Lochers unfreiwilligem Auftritt in einem Scherzvideo keine Ermittlungen wegen Wahlfälschung einleiten. In einer sogenannten «Nichtanhandnahmeverfügung» schreibt sie, dass «die versuchte Anstiftung zur Wahlfälschung nicht strafbar ist, da es sich bei der Wahlfälschung lediglich um ein Vergehen» handle – und nicht um ein Verbrechen.

Auf Anfrage von BLICK bestätigt Augenarzt Stefan Locher den Entscheid der Staatsanwaltschaft. Locher: «Ich habe zwar mit einer Entlastung gerechnet, bin nun aber erleichtert, dass ich den positiven Entscheid so schnell schwarz auf weiss erhalten habe.»

Locher gesteht Fehler ein

Locher war im März auf einen Scherzanruf des Social-Magazins «Izzy» hereingefallen. Moderator Cedric Schild hatte sich in einem Telefongespräch als betagten SVP-Sympathisanten «Herrn Plüss» ausgegeben und den Zürcher Kantonsratskandidaten unter anderem gefragt, ob er die Wahlzettel für seine Frau und seinen Sohn auch gleich unterzeichnen solle. Darauf empfahl Locher: «Ja, ja, da muss man ein bisschen variieren.»

Für sein Fehlverhalten hatte Locher die Öffentlichkeit und seine Partei um Entschuldigung gebeten. «Meinen Fehler gestehe ich nach wie vor ein, daran ändert der Entscheid der Staatsanwaltschaft nichts», betont Locher.

Keine Rachegelüste

Der hereingelegte SVP-Politiker könnte den Spiess nun umdrehen und Cédric Schild wegen «unbefugtem Aufnehmen von Gesprächen» anzeigen. Doch Locher sinnt nicht auf Rache, obwohl ihn viele Patienten, Freunde und Bekannte ermuntert hätten, diesen «Saucheib» anzuzeigen. Locher zu BLICK: «Ich muss anerkennen, dass Cedi ein sehr witziger Komödiant mit ausgefallenen Ideen und Aktionen ist und mich auf brillante Art und Weise ins Messer laufen liess. Er hat 2018 den Swiss Comedy Award zu Recht gewonnen.»

Locher selber engagierte sich lange im OK der «Soorser Comedy Täg». «Ich liebe Humor und wäre daher nicht glaubwürdig, wenn ich juristisch gegen gute Comedy vorgehen würde – auch wenn sie auf mich zielt.» Er habe Schild seit dem Scherzanruf mehrere Male per Zufall getroffen. «Wir haben uns versöhnt und schreiben uns gegenseitig witzige SMS.»

Und was sagt Cédric Schild? Der «Izzy»-Moderator: «Als Journalist behalte ich eine kritische Distanz zum Thema. Als Comedian klopfe ich Stefan auf die Schulter, dass er die ganze Sache mit so viel Humor genommen hat!»

Locher will nach Bern

Der Fall hat Locher nicht nur geschadet, er hat damit auch eine gewisse Bekanntheit und Popularität erlangt. Am 11. Mai nimmt er beim «Samschtig-Jass» auf SRF1 als Telefonjasser teil. Zudem will er den Schwung für weitere politische Ziele nutzen. Locher: «Sofern mich die Partei aufstellt und die Delegiertenversammlung grünes Licht erteilt, werde ich im Herbst für den Nationalrat kandidieren, um mich in Bern für gewichtige Themen wie das Gesundheitswesen einsetzen zu können.»

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