Katharina Zenhäusern († 94) aus Unterbäch VS ist gestorben
Sie war die erste Frau an der Urne

Die Walliser Gemeinde Unterbäch wagte vor knapp 60 Jahren den Tabubruch und gab den Frauen temporär das Stimmrecht.
Publiziert: 01.06.2014 um 19:50 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:49 Uhr
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Historisch: als erste Schweizerin füllte Katharina Zenhäusern einen Wahlzettel aus.
Von René Lüchinger

Sie war die erste Frau, die in der Schweiz einen Stimmzettel in eine Wahlurne gelegt hat – so geschehen am 2. März 1957 im Walliser Bergdorf Unterbäch. Nun ist Katharina Zenhäusern 94-jährig verstorben, wie die «NZZ am Sonntag» meldet. Für einen kurzen Augenblick in ihrem langen Leben standen sie und die Frauen im 400-Seelen-Dorf im Lichtkegel der Weltpresse. «First votes cast by swiss women», titelte etwa die «New York Times», «Erste Stimmabgabe von Schweizer Frauen». und die «Washington Post» erklärte Unterbäch gar zum «Swiss Women’s Place» – knapp anderthalb Jahrzehnte bevor in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt werden sollte.

Was war geschehen? In der Schweiz stand damals ein eidgenössischer Urnengang über die Ausdehnung der Zivilschutzpflicht auf die Frauen an. Dazu, befanden kurzerhand Unterbächs Gemeindeobere, sollten die 86 volljährigen Frauen im Dorf ihre Meinung abgeben dürfen – illegal zwar, aber demokratisch.

Und so macht sich Katharina Zenhäusern am 2. März, einem Samstag, auf zum Wahllokal. Es ist kurz vor sechs Uhr abends. Die Strasse ist schneebedeckt. Auf einem Schild am Wegrand steht: «Bureau de vote feminin». Männer säumen die letzten Treppenstufen zur Urne. Als sie die erste Frau erspähen, brandet ohrenbetäubender Lärm auf. Es sind Trommeln, die von Männerhänden mit Schlegeln traktiert werden. Rasch steigt Katharina Zenhäusern zum Wahllokal empor. Als sie ihren Abstimmungszettel in den Schlitz schiebt, schlagen auf dem Dach Steine ein. Eine Frau schreit die Wählende an: «Schämen muss man sich!» Ein Mann dichtet: «Jetz wärdet diä chaibe Wyber fräch.»

Nach Katharina Zenhäusern treten 32 weitere Unterbächerinnen unter dem Protest der Männer an die Wahlurne. Bei Bund und Kanton werden die Stimmen der Frauen freilich nicht gezählt.

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