Franz Steinegger (76) wusste von nichts – bis BLICK sich bei ihm meldete. Der ehemalige FDP-Präsident ist Stiftungsrat der HIG Immobilien Anlage Stiftung, einer Einrichtung, der zahlreiche Immobilien in der ganzen Schweiz gehören. Auch ein stattliches Wohn- und Geschäftshaus in der Luzerner Neustadt, das allerdings mehr einem Hotel gleicht. Die meisten der 30 Wohnungen sind inzwischen Ferien-Appartements, die von professionellen Anbietern via Airbnb vermietet werden.
Steinegger, der seit dem verheerenden Unwetter 1987 im Kanton Uri den Übernamen «Katastrophen-Franz» trägt, war perplex. «Wenn es stimmt, dass die Wohnungen unserer Liegenschaften mehrheitlich kommerziell als Airbnb-Wohnungen vermietet werden, geht das gar nicht», sagte er vor einem Monat. «Das widerspricht ganz klar unserem Stiftungsziel.» Tatsächlich steht in der Anlagestrategie der von ihm präsidierten Stiftung schwarz auf weiss, dass Investitionen in touristisch genutzte Liegenschaften nicht erlaubt sind.
SPler hat Beschwerde eingereicht
Nun hat die Stiftung deswegen eine Aufsichtsbeschwerde am Hals. Eingereicht hat sie der Luzerner SP-Präsident und -Stadtrat David Roth (34), der gegen das Airbnb-Business in seiner Stadt kämpft. Die Oberaufsichtskommission Berufliche Vorsorge, die für die Aufsicht über die Anlagestiftungen verantwortlich ist, bestätigt den Eingang der Beschwerde.
Die Stiftung muss jetzt über die Bücher. Laut Steinegger läuft die Überprüfung bereits. «Man hat alle Mietverträge gesammelt und Einsicht genommen», sagt er. Abgesehen von der Problematik der touristischen Nutzung müsse man die Frage klären, ob es erlaubt sei, die Wohnungen unterzuvermieten. «Das alles schauen wir uns jetzt vertieft an.»
Steinegger zeigt Verständnis dafür, dass das Airbnb-Geschäft den verbliebenen regulären Mietern im Haus gegen den Strich geht. Besonders das ständige Putzen nervt, ebenso das Kommen und Gehen der Touristen zu jeder Tages- und Nachtzeit. «Das kann ich natürlich nachvollziehen», so Steinegger.
Auch Luzerner Regierung prüft Massnahmen
SP-Politiker Roth begrüsst, dass die Anlagestiftung Überprüfungen anstellt. «Sie muss jetzt aber auch die richtigen Schlüsse ziehen. Es darf nicht sein, dass Vorsorgegelder dazu gebraucht werden, um die Mietpreise in die Höhe zu treiben», findet er.
Auch die Luzerner Stadtregierung beschäftigt sich mit dem Thema. Sie will prüfen, wie sich die kommerzielle Vermietung von Wohnungen über Airbnb einschränken lässt. Dass das Airbnb-Business zum Problem wird, hat inzwischen auch sie erkannt.