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Kapazitäten am Limit
Röhrli-Engpass bei Corona-Tests

Die Schweiz ruft nach mehr Tests für das Coronavirus. Aber es gibt zu wenig Test-Kits, um diese durchzuführen. Bern muss seine Pläne für ein Corona-Drive-in auf Eis legen.
Publiziert: 20.03.2020 um 13:22 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2020 um 12:08 Uhr
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So viel testen wie möglich, ist die Devise beim Coronavirus.
Foto: Keystone
Gianna Blum

Habe ich jetzt Corona oder nicht? Die ganze Schweiz will sich auf das Virus testen lassen. Einzelne Kantone bauen auch schon spezielle Testzentren auf, um die Ärzte und Notfallstationen zu entlasten. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, möglichst viele Tests durchzuführen, um die Ausbreitung der Pandemie zu bremsen.

Theoretisch ist das mit den neuen Schnelltests des Pharmariesen Roche einfacher. Statt Tage dauert es damit nur noch Stunden, bis das Resultat vorliegt. Das Problem ist damit aber noch lange nicht gelöst. 3,5 Millionen Schnelltests pro Monat liefert Roche etwa aus – weltweit. Wie eine Quelle zu BLICK sagt, steht die Schweiz dabei allerdings nicht zuoberst auf der Liste. Viel mehr Tests würden in die USA ausgeliefert.

Geizt Roche mit den Schnelltests?

Daniel Koch (64) vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) blieb an einer Pressekonferenz zum Thema allerdings kryptisch. «Roche wäre in der Lage, 8000 Tests zu produzieren», sagte Koch – aber nicht, ob die Tests auch geliefert werden. Und ohnehin: «Das wird wohl nicht reichen, um alle zu testen.»

Bei Roche äussert man sich nicht dazu, wohin wie viele Tests geliefert werden. Priorisiert werde nach dem medizinischen Bedarf der Länder. «Nach der Entwicklung in Rekordzeit arbeiten unsere Teams jetzt mit Hochdruck daran, der hohen Nachfrage an Tests und Instrumenten im Rahmen des Machbaren nachzukommen», so Thomas Schinecker, CEO von Roche Diagnostics zu BLICK. «Unser Ziel ist, dass möglichst viele Menschen mit Symptomen getestet werden können.»

Wie die Medienstelle zudem mitteilt, arbeite Roche eng mit den eidgenössischen und kantonalen Behörden zusammen. So seien alle universitären Zentren der Schweiz direkt oder über Partnerlabore mit der vollautomatisierten Testmöglichkeit ausgestattet. «Unter Berücksichtigung des aktuell vom BAG vorgegeben Testregimes reichen die Kapazitäten aus. Das heisst: Roche kann derzeit für die Schweiz mehrere Zehntausend Tests pro Woche liefern.» Um die Versorgung zu sichern, empfiehlt der Pharmariesen aber «dringend», die Tests auf Patienten Symptomen der Krankheit zu konzentrieren.

Die Sache mit den Röhrchen

Und selbst wenn die Roche-Tests en masse geliefert würden: Das Schweizer Testproblem wäre damit immer noch nicht gelöst. Für die Schnelltests braucht einerseits ein Labor mit entsprechender Diagnose-Maschine. Andererseits ist auch weiteres Material notwendig; konkret handelt es sich um spezielle Röhrchen. Und die werden zunehmend knapp.

«Wir suchen zurzeit händeringend nach diesen Röhrchen», sagt Enea Martinelli (53), Chefapotheker der Berner Spitäler Interlaken, Frutigen und Meiringen. Bern hat diese Woche angekündigt, ein Drive-in für die Corona-Tests eröffnen zu wollen. Aber aus Mangel an Testmaterial ist das Projekt fürs Erste auf Eis gelegt, wie Koch vom BAG sagte.

Testressourcen am Limit

Auch in Zürich ist die Röhrchen-Lage ernst. «Wir testen viel und könnten noch mehr. Aber das Material – darunter die Teströhren – ist tatsächlich knapp», sagt der Sprecher der Gesundheitsdirektion, Marcel Odermatt. «Die verfügbaren Ressourcen für Tests sind am Limit», betont auch Daniel Koch. Man tue «alles Menschenmögliche» um mehr Tests und das zusätzliche Material aufzutreiben.

Zumindest bei den Röhrchen könnte der Nachschub aber schwierig werden: Ein wichtiger Hersteller der Röhrchen produziert diese – ausgerechnet – in Norditalien, das zu den weltweit schlimmsten Corona-Infektionsgebieten zählt. Inzwischen sind dort mehr Todesfälle verzeichnet worden als in China, wo das Virus seinen Ursprung haben soll.

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