SonntagsBlick: Frau Humbel, die Kantone sagen, mit den ambulanten Listen lassen sich Millionen von Franken sparen. Die Kassen behaupten das Gegenteil. Wer hat recht?
Ruth Humbel: Beide. Es kommt auf die konkrete Operation an. Einige sind stationär teurer, andere ambulant. Und in beiden Bereichen gibt es Fehlanreize, welche die Kosten in die Höhe treiben.
Dennoch predigt auch die Politik das Mantra «ambulant vor stationär». Wie gross ist das Sparpotenzial?
Experten gehen von 500 Millionen bis zu einer Milliarde Franken im Jahr aus. Das halte ich nicht für realistisch. Es kann höchstens darum gehen, das Kostenwachstum zu bremsen. Deshalb brauchen wir unbedingt eine einheitliche Finanzierung: Die Frage, ob jemand ambulant oder stationär behandelt wird, soll nicht vom Geld, sondern von der medizinischen Notwendigkeit abhängen.
Daran beisst sich die zuständige Subkommission des Nationalrats, die Sie präsidieren, aber seit Jahren die Zähne aus.
Es ist schwierig, auch weil die Kantone eine Mitfinanzierung des ambulanten Bereichs ablehnen. Doch die Gespräche gehen weiter. So schnell gebe ich nicht auf.
Derweil ziehen sich die Kantone mehr und mehr aus der Finanzierung des Gesundheitswesens zurück.
Leider. Immer mehr Kosten werden auf die Prämienzahler abgewälzt. Sozialpolitisch ist das völlig falsch. Bestraft wird der Mittelstand, der nicht von Prämienverbilligungen profitiert.