Die Grünen wollen laut ihrem Präsidenten Balthasar Glättli bei den Wahlen 2023 die FDP überholen und drittstärkste Kraft werden. «Wir sind die Partei, die bei den kantonalen Wahlen in den letzten drei Jahren am stärksten zulegte», sagte Glättli der «NZZ am Sonntag».
Die Partei verfüge heute über einen Fünftel mehr Mitglieder als noch bei den letzten Wahlen 2019, sagte der 50-jährige Zürcher Nationalrat in dem Interview. Die Grünen haben trotz ihres erfolglosen Versuchs 2019 weiterhin Ambitionen auf einen Bundesratssitz.
Glättli selber kein Bundesratskandidat
Als Bundesratskandidat sieht sich Glättli aber nicht. «Ich wäre ein schlechter Parteipräsident, wenn ich ein Jahr vor den Wahlen selbst auf den Bundesrat schielen würde.» Denn dann müsste er «möglichst wenig Profil» zeigen.
Auch seine viereinhalbjährige Tochter sei ein Grund, weshalb er nicht auf einen Regierungssitz schiele. «Ich will nicht in eine Situation geraten, in der ich mich entscheiden muss, ob ich meine Tochter faktisch erst wieder sehe, wenn sie aus der Pubertät raus ist.»
Die Partei ist Glättli zufolge aber auf eine mögliche Bundesratswahl vorbereitet. «Auch auf einen vorzeitigen Rücktritt eines Bundesratsmitglieds. Wir haben geeignete Persönlichkeiten. Wir haben Schlachtpläne in der Schublade.» Aber diese würden nicht in den Medien ausgebreitet.
Jetziger Zustand «unbefriedigend»
Bei den Nationalratswahlen 2019 landeten die Grünen mit einer Parteistärke von 13,2 Prozent auf dem vierten Platz, hinter SVP (25,6), SP (16,8) und der FDP (15,1). Die damalige CVP kam auf 11,4 Prozent, die GLP auf 7,8 und die damalige BDP auf 2,4. Die EVP erreichte 2,1 Prozent. Inzwischen sind CVP und BDP zur neuen Mitte-Partei fusioniert.
Aus Sicht der ökologischen Kräfte sei der jetzige Zustand unbefriedigend, sagte Glättli. «Wir haben zwar vieles erreicht in dieser Legislatur. Doch wir sehen auch, dass sich das rechtsbürgerliche Lager aufbäumt und mit aller Kraft versucht, eine grüne Legislatur zu torpedieren.»
Sollte sich die Grüne Partei bei den Wahlen der zweitstärksten Partei, der SP, annähern, sprach sich Glättli im Interview grundsätzlich für eine Zusammenarbeit aus. «Wir sind zugleich Konkurrenten und Partner.» (SDA)