Estlands Premierministerin empfing gestern in Ascona TI den «Europapreis für politische Kultur»: «Kaja Kallas ist eine mutige Frau – und weit mehr als das: Sie steht für den Mut eines kleinen Landes in gefährdeter Zeit», sagte Frank A. Meyer, Präsident der Hans Ringier Stiftung, die den mit 50'000 Euro dotierten Preis alljährlich vergibt.
«Kaja Kallas spricht für eine Nation von etwas mehr als der Grösse der Schweiz, die als unmittelbarer Nachbar Russlands der Aggressivität des Kremls ganz besonders ausgesetzt ist – und 50 Jahre der gewaltsamen Unterdrückung durch das Moskauer Regime hinter sich hat. Die Staatsfrau und mit ihr 1,3 Millionen Einwohner Estlands stehen, wenn man so will, an vorderster Front für die Freiheit der westlichen Welt.» Meyer weiter: «Würde der Wahn des Wüterichs im Kreml Wirklichkeit, wonach die baltischen Staaten eigentlich zum russischen Imperium zählen, wäre die EU zerstört und wäre die Nato zerstört. Ja, der Westen hätte sich aufgegeben.» Schlussfolgerung des Gastgebers im Garten des Hotels Castello del Sole: «Estland i s t der Westen!»
Bundespräsident hält Laudatio
Bundespräsident Ignazio Cassis würdigte die Preisträgerin in seiner Laudatio: «Durch das deutliche Ansprechen von Ungerechtigkeit, wo diese geschieht, durch das deutliche Aussprechen, wenn Menschenrechte verletzt werden, sind Sie zu einer gewichtigen europäischen Persönlichkeit geworden. Sie stehen seit gut anderthalb Jahren als Premierministerin für unsere westlichen Werte, unsere gemeinsamen Werte ein. In einer Demokratie geht es auch darum, die Wahrheit am Leben zu erhalten. Wenn wir dies wollen, braucht es den Mut, die Unwahrheit zu demaskieren.»
Die Auszeichnung fand im Rahmen des «Dîner républicain» statt. Der Europapreis wird zum 16. Mal verliehen. Empfänger sind unter anderen Jean-Claude Juncker, Jürgen Habermas, Jean-Claude Trichet, Hans-Dietrich Genscher, Donald Tusk, Wolfgang Schäuble, Heinrich August Winkler, Mario Draghi, Frank-Walter Steinmeier, Margrethe Vestager, Zuzana Caputova und Peter Sloterdijk.